Medizin

Aids noch immer auf dem Vormarsch

Mehr Neuinfektionen als jemals zuvor

Die Anzahl der HIV-Infizierten steigt noch immer – und dies in allen Regionen der Welt. Gleichzeitig haben sich fünf Millionen Menschen neu mit dem Aids-Virus angesteckt und damit mehr als jemals zuvor. Dies ist das bedrückende Ergebnis des Berichts zur globalen Aidsepidemie 2004 der UN-Behörde UNAIDS. In dem im Vorfeld der am 11. Juli beginnenden 15. Internationalen Aidskonferenz in Bangkok veröffentlichten Bericht wird dank neuer Daten und einer verbesserten Erhebungsmethode das bislang genaueste Bild der Epidemie gezeichnet.

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„Trotz steigender finanzieller Förderung, politischem Engagement und Fortschritten im Zugang zu HIV-Medikamenten in den letzten beiden Jahren bleibt die Aidsepidemie der globalen Reaktion noch immer um einen Schritt voraus“, erklärte Peter Piot, Leiter der UNAIDS, bei der Vorstellung des Berichts.

Seit der Aidskonferenz in Barcelona im Jahr 2002, haben sich neuen Millionen Menschen neu infiziert, sechs Millionen sind an der Krankheit gestorben. „Diese Zahlen demonstrieren die enorme Herausforderung, die sowohl das Verhindern von Millionen Infektionen als auch die Behandlung der Infizierten darstellt“, ergänzte Piot. „Solange wir nicht Aids als den entscheidenden Entwicklungs- und Sicherheitsfaktor unserer Zeit anerkennen, werden wir die Epidemie nicht schlagen können.“

Korrigierte Zahlen enthüllen Zuwachs

Auf den ersten Blick scheinen die globalen Zahlen zu sinken: Noch im Report von 2001 war von 42 Millionen Infizierten weltweit die Rede, 2004 sind es 38 Millionen. Doch der Schein trügt: Denn ein verbessertes und genaueres Auswertungs- und Hochrechnungsverfahren hat die alten Zahlen korrigiert. Demnach ist die Seuche nach wie vor auf dem Vormarsch: Die Zahl der Infizierten ist von 35 Millionen Infizierten im Jahr 2001 auf 38 Millionen in Jahr 2003 gestiegen, im gleichen Jahr starben fast drei Millionen Menschen an der Immunschwäche. Seit dem Ausbruch der Epidemie im Jahr 2001 hat Aids mehr als 20 Millionen Todesopfer gefordert.

„Wir haben keine Zeit, die Signale sind eindeutig, Asien muss jetzt die Weichen für Leben und Tod stellen, um eine ausgewachsenen Aids-Katastrophe in der Region zu verhindern“, so Piot. „Genauso alarmierend ist der anhaltende Anstieg der Infektionen in Afrika, Menschen sterben hier in großer Zahl.“

Anstieg auch in Europa

Doch auch in Westeuropa und den USA ist die Seuche wieder auf dem Vormarsch. In Europa stieg die Anzahl der Infizierten von 540.000 im Jahr 2001 auf 580.000 im Jahr 2003, in den USA von 900.000 auf 950.000. Im gleichen Zeitraum ist dank besserer antiviraler Medikamente die Anzahl der Aidstoten weiter gesunken, HIV-Infizierte überleben im Durchschnitt länger und erkranken später. Doch genau diese Fortschritte in der Behandlung der Krankheit nähren auch den gefährlichen Mythos von der „besiegten“ Krankheit. Insbesondere die Jüngeren werden deshalb wieder leichtsinniger und ungeschützter Sex droht erneut zur Regel zu werden. Deutlich wird diese Entwicklung auch in einem alarmierenden Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Gonorrhoe und Syphilis in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern.

In Osteuropa und Zentralasien nimmt die Anzahl der Infizierten ebenfalls zu, auch hier sind es besonders die Jungen, die sich neu anstecken. Mehr als 80 Prozent der rund 1,3 Millionen Infizierten sind unter 30 Jahre alt. Am schlimmsten betroffen sind Estland, Lettland, Russland und die Ukraine, aber auch in Weissrussland, Kasachsthan und Moldavien ist HIV im Ansteigen begriffen.

(UNAIDS, 08.07.2004 – NPO)

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