Zur Abwechslung geht es diesmal nicht um Wasser sondern um Methan auf dem Mars: Voneinander unabhängig haben drei Forschergruppen Hinweise auf die Kohlenstoffverbindung in der Atmosphäre des Roten Planeten entdeckt. Methan gilt als sehr instabil und muss daher entweder kontinuierlich oder aber vor nicht allzu langer Zeit an die marsianische Atmosphäre abgegeben worden sein. Als mögliche Quellen gelten daher, neben aktiven Vulkanen, in erster Linie lebende Organismen.
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Wissenschaftler der ESA, deren Mars Express Raumsonde zu denen gehörte, die die Spuren des Gases entdeckten, mahnen jedoch zur Besonnenheit: Es sei noch zu früh, um Schlussfolgerungen über seinen Ursprung zu ziehen, auch seien die bisher eingesetzten Messinstrumente viel zu ungenau, um wirklich eindeutige chemische Signaturen zu entziffern.
Seit seiner Ankunft am Roten Planeten hat die Mars Express Sonde, deren Ziel es unter anderem war, die Marsatmosphäre zu erforschen, überraschende Daten geliefert. Die Anwesenheit von Methan wurde während der letzten Wochen mithilfe des Fourier Spektrometers an Bord der Sonde bestätigt. Dieses Instrument kann Moleküle anhand ihres „spektralen Fingerabdrucks“ identifizieren – der spezifischen Art und Weise, wie diese Moleküle das Sonnenlicht absorbieren.
Quelle gesucht
Die bisherigen Messungen deuten darauf hin, dass der Methangehalt der Atmosphäre mit rund zehn Molekülen pro tausend Millionen Teilchen wahrscheinlich sehr gering ist. Dennoch stellt sich angesichts dieser Funde die spannende Frage nach dem „Woher“ dieser Teilchen. Methan kann in der dünnen Marsatmosphäre nur für wenige hundert Jahre überleben, dann wird es zu Wasser und Kohlendioxid oxidiert. Demnach muss es, wenn es heute vorhanden ist, in irgendeiner Form wieder aufgefüllt werden.
„Das Wichtigste ist es jetzt, zu verstehen, wie das Methan in der Marsatmosphäre verteilt ist“, erklärt Vittorio Formisano. Leiter des Spektrometer-Teams bei der ESA. „Da die Methankonzentration so niedrig ist, müssen wir weitere Messungen durchführen. Nur dann haben wir genug Daten, um eine statistische Analyse durchführen zu können und zu sehen, ob es Regionen in der Atmosphäre gibt, wo das Methan stärker konzentriert ist.“
Aktive Vulkane oder biologische Prozesse?
Wenn dies geschehen ist, wollen die Forscher versuchen, eine Verbindung zwischen der Verteilung des Methans und möglichen atmosphärischen oder Oberflächenprozessen herzustellen, die es produziert haben könnten. „Basierend auf unserer Erfahrung der Methanproduktion auf der Erde könnte sie mit vulkanischer oder hydrothermaler Aktivität auf dem Mars in Zusammenhang stehen“, so Formisano.
Da eine aktive Vulkantätigkeit auf dem Mars bisher noch nie nachgewiesen wurde, wäre dies von weitreichender Bedeutung. Noch sensationeller wäre allerdings eine andere mögliche Erklärung: #Auf der Erde ist Methan ein häufiges Nebenprodukt von biologischer Aktivität wie beispielsweise der Fermentation. „Wenn wir die Vulkanhypothese ausschließen müssen, bleibt immer noch die Möglichkeit von Leben“, schließt der ESA-Forscher.
„In den nächsten Wochen werden das Fourier-Spektrometer und andere Instrumente an Bord des Mars-Express weitere Daten über die Marsatmosphäre sammeln und dann werden wir uns ein genaueres Bild machen können“, sagt ESA-Forscher Agustin Chicarro.
(ESA, 31.03.2004 – NPO)