Ob die Frage nach dem „Dinokiller“ oder nach möglichen Energiequellen der Zukunft – die Antworten tragen sie in sich: Die Bohrkerne im Bohrkernlager des internationalen „Ocean Drilling Program“ (ODP). In einem unscheinbaren Flachbau in Bremerhaven lagern Tausende von Sediment-, Gesteins- oder Schlammproben aus den Tiefen des Meeresbodens.
Das Bohrschiff JOIDES Resolution und ihre wechselnde Besatzung von Wissenschaftlern haben im Rahmen des ODP seit 1985 rund 2.000 Löcher in den Meeresgrund gebohrt. Das Schiff hat dabei von der Arktis bis ins Südpolarmeer, von der Karibik bis ins südchinesische Meer nahezu alle Winkel der Erde bereist. Die bisher entnommenen und untersuchten Bohrkerne haben immerhin eine Länge von insgesamt 190 Kilometern, aneinandergelegt würden sie von Berlin bis zur Ostsee reichen. Doch gemessen an der Weite des noch verbleibenden Meeresbodens sind dies nicht viel mehr als einige winzige Nadelstiche in die „Haut“ unseres Planeten.
Botschaften der Vergangenheit
Die Sedimente und Gesteine des Meeresbodens haben über Jahrmillionen hinweg Indizien für Klimaschwankungen, dramatische Vulkanausbrüche und Meteoriteneinschläge oder Veränderungen des Meeresspiegels konserviert. Jeder Bohrkern aus diesem „Archiv“ birgt neue „Botschaften der Vergangenheit“ in sich, ermöglicht den Geowissenschaftlern, wie in einer Zeitkapsel in die Vergangenheit zu reisen. Er enthüllt, wie die Erde aussah, als die Dinosaurier auf ihr wandelten oder gibt Zeugnis von den gewaltigen Kräften, unter denen sich die riesigen Gebirge der Erde auftürmten.
Wertvolle Quelle an Material und Daten
Für die Geowissenschaftler bedeuten diese Proben eine wertvolle Quelle von Material und Daten, nicht nur für Wochen nach der Bohrexpedition, sondern teilweise auch noch Monate und Jahre später. Damit die einmal gewonnnenen Bohrkerne auch noch für nachfolgende Forschungen zur Verfügung stehen, wird immer nur eine Längshälfte der Kerne, die so genannte „Arbeitshälfte“ für Proben und Untersuchungen genutzt. An ihr nehmen die Forscher alle weiteren Analysen vor.
Die andere Hälfte des Bohrkerns dient dagegen als Archiv- und Referenzhälfte. An ihr werden nur einige wenige grundlegende Untersuchungen durchgeführt, die den Kern nicht verändern oder zerstören. Anschließend wird er sorgfältig eingepackt, beschriftet und in den Kühlräumen des Schiffs so lange gelagert, bis er sein endgültiges Ziel erreicht, beispielsweise das Bohrkernlager in Bremerhaven.
Jahrelang tiefgekühlt
Beide Bohrkernhälften lagern dort unter ständiger Kühlung und gut überwacht, um auch für zukünftige Wissenschaftlergenerationen noch als Vergleichs- und Analysematerial herangezogen werden zu können. Sie tragen damit auch Jahre nach ihrer Bergung noch weiter dazu bei, aus vielen kleinen Puzzleteilen nach und nach ein immer klareres Bild des Meeresbodens und seiner wechselvollen Geschichte zu erstellen…
(ODP, geoscience online, 05.03.2004 – NPO)