Zoologie

Buckelwale verlieren Angst vor den Menschen

Forscher warnen aber vor Begegnung mit Meeressäugern

{1l}Die Buckelwale vor Hawaii verlieren zunehmend die Angst vor dem Menschen. Zu diesem Schluss sind jetzt amerikanische Meeresforscher gekommen. Trotzdem kann es immer wieder zu schweren Unfällen beim „Whale Watching“ kommen.

„Es ist nicht so, dass die Wale aggressiv sind“, meint der Walexperte und Verhaltensforscher Joe Mobley von der University of Hawaii. Aber es gibt in den Gewässern um den 50. Bundesstaat einerseits viel mehr Buckelwale als in den Jahren zuvor und andererseits sei dadurch eine größere Interaktion mit den immer zahlreicheren Whale-Watchers zu beobachten. Die Wale haben gelernt, dass der Mensch keine Gefahr mehr darstellt. „Die Buckelwale machen Sachen, die sie niemals zuvor machten“, meint Mobley. Er selbst habe beobachtet wie Wale Boote berührten und mit der Flosse anstießen. Es sei offensichtlich, dass die Tiere auf die Veränderung des Verhaltens des Menschen reagieren. „Heute stehen nicht mehr Waljäger in den Booten, sondern mit Fotoapparaten bewaffnete Touristen“, meint der Forscher.

Auch die Walexpertin Christine Brammer vom Hawaiian Islands Humpback Whale National Marine Sanctuary berichtet ähnliches. „Es gibt eine jüngere Generation von Buckelwalen, die die Interaktion mit den Menschen scheinbar liebt. Angst haben diese Tiere keine“, so Brammer. Walforscher Greg Kaufman von der Pacific Whale Foundation auf Maui berichtet, dass durch die fehlende Angst vor den Booten die Wale diese zum Teil ignorieren. „Es ist schon vorgekommen, dass Wale die Whale-Watch-Boote hochgehoben haben“, berichtet Kaufman. Scheinbar werden die Wale durch die bunt gekleideten und teilweise applaudierenden Touristen angezogen. „Ein Walbeobachtungsboot ist wie ein Zoobesuch für einen Buckelwal“, vergleicht Kaufmann, der zu bedenken gibt, dass sich die Population der Buckelwale in den vergangenen zehn Jahren von 2.000 Tieren auf heute 5.000 erhöht hat. Der jährliche Zuwachs beträgt in etwa sieben Prozent.

„Je mehr Wale desto mehr Interaktion“, so Mobley. Eine Begegnung mit einem noch so liebevollen Wal kann für einen Touristen aber schnell tödlich enden. Bei einer Kollision mit einem Wal ist zu Weihnachten ein Kind in einem Whale-Watching Boot zu Boden gefallen und an den Folgen des Sturzes gestorben. Wenige Tage später hat eine Kollision mit einem Wal fast ein weiteres Todesopfer gefordert. Die Forscher rechnen damit, dass solche Unfälle zunehmen werden, weil das Naheverhältnis zwischen den Tieren und dem Menschen weiter abnimmt. „Vor nur zwei oder drei Jahrzehnten war die Distanz zwischen den Walen und dem Menschen einfach wesentlich größer“, so Mobley, der das seinerzeitige Verhalten der Buckelwale mit dem einer scheuen Katze vergleicht. „Damals war es fast unmöglich nahe an die Tiere heranzukommen.“

(Pressetext Austria, 26.01.2004 – dlo)

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