GEOTECHNOLOGIEN

GEOTECHNOLOGIEN im Focus

Frühwarnsysteme: Merapi - Spiel mit dem Feuer

Hochrisikovulkan Merapi © GFZ Potsdam

Sie leben in akuter und ständiger Gefahr: die etwa drei Millionen Menschen im fruchtbaren Umland des Vulkans Merapi in Zentraljava. Die Bewohner der Großstadt Yogyakarta, aber auch die zahlreichen Bauern unmittelbar am Fuße des Vulkans spielen im wortwörtlichen Sinne „mit dem Feuer“, denn der Merapi gehört zu den unberechenbarsten und rastlosesten Vulkanen der Erde. Etwa alle sieben Jahre ist der Feuerberg in den letzten 450 Jahren ausgebrochen.

Gewaltige Explosionen sprengen dabei immer wieder ganze Teile des Berges weg und lösen rasend schnelle und heiße Asche- und Glutströme aus. Kleinere Aschenströme sind sogar noch häufiger, sie werden etwa einmal im Jahr registriert. Der Merapi gehört damit zu den aktivsten Vulkanen der Welt und gilt als einer der 16 „Hochrisiko-Vulkane“ der Erde.

Streng bewacht…

Unter anderem deshalb steht der Vulkan bereits seit den 1930er Jahren kontinuierlich unter Beobachtung. Waren es anfangs nur fünf Observatorien an den Vulkanflanken, ist der Feuerberg heute durch ein dichtes Netz von Messtationen förmlich umlagert. Die im Rahmen internationaler Projekte installierten Instrumente zeichnen rund um die Uhr jede Erdbewegung, Verformung des Untergrunds oder die Menge und Zusammensetzung der vulkanischen Gase auf. Unterstützt werden sie dabei durch Messungen von Satelliten, die aus dem All beispielsweise mithilfe von Infrarotsensoren die Temperatur im Inneren des Vulkans „fühlen“ oder mittels GPS jede Regung des Berges aufzeichnen.

aber nicht hundertprozentig

Die Forscher des Merapi-Projektes können damit den Vulkan heute relativ lückenlos überwachen. Dennoch sind die Wissenschaftler nicht vor Überraschungen gefeit. Häufig kündigt sich eine bevorstehende Eruption zwar schon Tage im Voraus durch erhöhte Aktivität im Inneren des Vulkans an; doch ob und wann dann tatsächlich der Ausbruch erfolgt, kann nie mit hundertprozentiger Sicherheit vorhergesagt werden.

Und genau hier liegt das Problem: Für die Bauern, die unmittelbar an den Flanken des Vulkans leben und arbeiten, ist der Feuerberg nicht nur eine tödliche Gefahr, sondern in erster Linie ihre Heimat und Lebensgrundlage. Sie sind daher meist nur dann bereit, sich evakuieren zu lassen, wenn die Ausbruchswarnung der Vulkanologen auch wirklich „sicher“ ist.

Mehr Sicherheit durch Integration

An genau diesem Punkt soll nun demnächst ein im Rahmen des Forschungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN gefördertes Projekt ansetzen: Am Beispiel des Hochrisikovulkans Merapi wollen Katastrophenforscher und Vulkanologen gemeinsam ein integriertes Frühwarnsystem entwickeln.

Bei diesem sollen einerseits die einzelnen Phasen einer Frühwarnkette – von der langfristigen Risikoeinschätzung eines Vulkans über mittelfristige Monitoringverfahren bis hin zu einer kontinuierlichen Echtzeit-Überwachung – besser miteinander verzahnt werden. Eingesetzt werden dabei insbesondere auch neue, bislang noch kaum erprobte Methoden wie beispielsweise die satellitengestützte Thermographie des Vulkandoms oder aber automatisierte Gasanalysen.

Zum anderen soll das zukünftige Merapi-Projekt aber auch zeigen, wie die Überwachung und Risikoeinschätzung des Vulkans und die konkreten Strategien und Maßnahmen für den Katastrophenfall effektiv „unter einen Hut“ gebracht werden können. Denn die beste Vorwarnung nützt nur wenig, wenn darauf nicht schnelle und wirksame Schutzmaßnahmen wie beispielsweise eine Evakuierung oder die Errichtung von Lavabarrieren folgen. Dafür allerdings müssen nicht nur Wissenschaftler sondern auch Politiker, Behörden, Industrie und Katastrophenschutzorganisationen erheblich enger zusammen arbeiten als bisher.

(GFZ Potsdam, MERAPI-Projekt, GEOTECHNOLOGIEN, 13.11.2003 – NPO)

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