Waldbrände in Kalifornien, Erdbeben in Japan, Hochwasser am Rhein – gegen solche Naturereignisse kann der Mensch trotz all seiner Technologien zumeist wenig ausrichten. Verhindern lassen sich solche Ereignisse nicht; durch rechtzeitige Vorwarnung ist es jedoch häufig möglich, die schlimmsten Folgen zu vermeiden.
Frühwarnung und Vorhersage von Vulkanausbrüchen, Hurrikans und anderen Ereignissen sind in den letzten Jahrzehnten immer weiter verbessert worden. „Narrensicher“ sind sie aber noch lange nicht, oftmals werden wir immer noch von solchen Ereignissen überrascht. Hier sollen neue Projekte, die im Rahmen des Forschungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN gefördert werden, Abhilfe schaffen.
Mehr Risiko
Die Zahl der Naturkatastrophen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Im Vergleich zu den 50er Jahren hat sich ihre Anzahl etwa vervierfacht, die Schadensummen sind heute sogar mehr als 14-mal höher. Schuld daran ist weniger die Zunahme der Naturereignisse an sich, als vielmehr die immer größere Anfälligkeit des Menschen für potenziell katastrophale Geschehnisse: Ein ungebremstes Bevölkerungswachstum, vor allem in den Entwicklungsländern, bringt die Menschen immer wieder dazu, auch gefährdete Gebiete zu besiedeln. Am Hochrisikovulkan Merapi auf Java leben zum Beispiel 70.000 Menschen in der äußerst riskanten „verbotenen Zone“.
Doch in Europa ist die Lage kaum anders: Am italienischen Vesuv wären bei einem Ausbruch gut 100.000 Menschen unmittelbar bedroht. Auch die begehrten Wohnhäuser mit Wasserblick, die bedenklich nahe am Bett von Rhein oder Elbe gebaut werden, sind konstant in Gefahr: Die Sturzfluten im Rahmen des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2002 haben gezeigt, wie schnell solche Katastrophen eintreten können.
Je früher, desto besser
Gerade in den dichtbesiedelten Regionen der Erde kann daher, neben vorbeugenden Schutzmaßnahmen, eine rechtzeitige Frühwwarnung unter Umständen Menschenleben retten. In Bangladesh starben beispielsweise 1970 bei einer schweren Sturmflut 300.000 Menschen, weil es zu dieser Zeit noch keine Frühwarnsysteme gab, die eine schnelle Evakuierung ermöglicht hätten. 1997 gab es bei einer ähnlich starken Sturmflut dank früherer Vorwarnung bereits hundert Mal weniger Opfer.
Doch längst nicht immer und bei allen Naturereignissen ist eine ausreichende Vorwarnfrist heute schon möglich: Zwar können, wenn alles gut geht, schwere Stürme oder Überschwemmungen im Idealfall schon Stunden oder sogar Tage im Voraus angekündigt werden, für andere Ereignisse bleiben jedoch oft nur Minuten. Eine Evakuierung ist in dieser kurzen Zeit nicht mehr möglich.
Schutz durch Wissen
Um die bisherigen Frühwarnmethoden zu verbessern, sollen die im Rahmen von GEOTECHNOLOGIEN geförderten Projekte an zwei Stellen ansetzen: der Natur selbst und der Technologie der Vorwarnsysteme. Noch immer sind bei vielen Naturereignissen die komplexen Wirkungsgefüge, die zu einer Katastrophe führen, gar nicht oder nur in Ansätzen bekannt. Zwar existieren vielfach umfangreiche Überwachungssysteme, beispielsweise Erdbebenmessnetze oder Messstationen an aktiven Vulkanen.
Aber eine klare Einordnung der beobachteten Phänomene – ist diese Bodenverschiebung jetzt schon gefährlich oder nur „falscher Alarm?“ – ist oft nicht möglich. Andererseits fehlt es dort, wo dies bereits machbar ist, oft eine entsprechende technische Infrastruktur, um beispielsweise einen verdächtigen Messwert oder einen Alarm automatisch auszulösen und schnell an Katastrophenschützer, Politiker und die Bevölkerung weiterzuleiten. Ziel der neuen GEOTECHNOLOGIEN-Projekte wird es daher auch sein, Wissenschaftler, Technologen und Katastrophenschützer an einen Tisch und zu gemeinsamen Lösungen zu bringen.
In welchen Bereichen noch besonders viel Forschungsbedarf herrscht, und wo zukünftige Projekte ansetzen könnten, möchten wir Ihnen in den nächsten Artikeln der Reihe GEOETECHNOLOGIEN im Focus vorstellen.
(g-o.de, 27.10.2003 – NPO)