Wo Kontinente zusammenstoßen entstehen Gebirge. Eine solche Kollisionszone repräsentiert der Nationale GeoPark "Bergstraße-Odenwald", wo die uralten Landschaften zwischen Granit und Sandstein erlebt werden. Im Erdaltertum stießen dort drei Kontinente zusammen und bildeten den Großkontinent Pangaea. Es kam aber noch ein weiteres tektonisches Ereignis hinzu. Mit der Auffaltung der Alpen brach der Oberrheingraben ein, wodurch das Randgebiet im Westen des Geoparks einseitig herausgehoben und östlich verkippt wurde. So wechselt das Landschaftsbild vom hessischen Ried im Westen in den Bergsträsser Odenwald aus granitischen Gesteinen und den Bundsandstein-Odenwald im Osten.
Die Gesteine sind in zahlreichen Aufschlüssen und Steinbrüchen zu sehen, aber nicht nur dort. Denn als ästhetische Bausteine sind sie auch in vielen Bauwerken wieder zu finden. So wurde beispielsweise Buntsandstein aus dem Odenwald für den Bau des Kloster Lorsch verwendet und zeigt die enge Verflechtung von geologischem und kulturhistorischem Erbe. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe ist ebenfalls im Gebiet des Geoparks zu besichtigen.
Phänomene in Stein
Tektonische Ereignisse sind mit Erdbeben und Vulkanausbrüchen verbunden. Die Nachrichten führen uns dies heute häufig vom Maghreb bis in die Türkei immer wieder vor Augen. Im Mittelmeerraum macht sich so die Bewegung der afrikanischen unter die eurasische Platte bemerkbar. Zu einem früheren Zeitpunkt sind hierdurch auch die Alpen und der Oberrheingraben entstanden. Dieser Prozess war von Vulkanismus begleitet. Bei Messel entstand durch explosiven Vulkanismus ein Maarsee, in dessen feinen Seesedimenten zahlreiche Tiere und Pflanzen konserviert wurden.
Der Ölschiefer der Grube Messel ist heute eine Fossilfundstätte von Weltrang und wurde als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichnet. Jüngst erst wurde eine neue Gattung und Art von Fledermäusen entdeckt. Besonders ist das breite Artenspektrum von Pflanzen- und Tierarten des Sees und aus seiner Umgebung. Die Grube Messel stellt eine Grabgemeinschaft dar. Die Gründe hierfür liegen noch im Dunkeln. Als eine Ursache vermutet der Wissenschaftler Stephan Schaal vom Forschungsinstitut Senckenberg vulkanische Entgasungen. Überfliegende Tiere – wie zum Beispiel Fledermäuse – könnten einfach in den See gefallen und dort verendet sein. Alles in allem spiegeln die Arten einen paratropischen Regenwald wieder, der vor 49 Millionen Jahren hier existierte.
Einen Blick auf die Folgen des Vulkanismus werfen kann man am Otzberg, einer weithin markant sichtbaren Erhebung im Norden des Geoparks. Zwischen Granit und Sandstein sind basaltische Schmelzen entlang der von Norden nach Süden verlaufenden Störungszone aufgestiegen. An der Oberfläche erstarren diese zu charakteristischen polygonalen Basaltsäulen. Im Felsenmeer im Lauertal sind Phänomene in Stein extremer Art zu bewundern. Das Blockmeer dieser Quarzdiorit-Brocken konnte sich nämlich nur in einer Eisrandlage während des Eiszeitalters ausbilden. Die Verwitterung zu den Wollsackstrukturen dieser Steine ist hingegen typisch für subtropische Bedingungen. Wechselhafte Erdgeschichte.
Fenster in 500 Millionen Jahre Erdgeschichte
Der Geopark gewährt den Einblick in 500 Millionen Jahre Erdgeschichte. Am besten kann man dies mit einer regelmäßig stattfindenden geführten Wanderung oder jeweils sonntags von besonders geschulten Geopark Rangern aus erster Hand erfahren. Nähere Informationen beim Naturpark Bergstraße-Odenwald e.V., Nibelungenstraße 41, 64653 Lorsch, Tel.: 06251 / 70799-0, Fax: 06251 / 70799-15, E-mail: info@geo-naturpark.de
Weiterführende Links:
Nationaler GeoPark Bergstraße-Odenwald
Folie: Litosphärenplatten und ihre Bewegungsrichtungen, GFZ Potsdam
(GeoUnion, 07.08.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)