Jeder Deutsche besitzt ein halbes Auto – statistisch gesehen. Damit sich diese Blechlawine trotzdem noch bewegen kann, werden mit Hochdruck Lösungen gesucht, um die Autoflut möglichst fließend zu lenken. Ein Lösungswort heißt Floating Car Data – FCD. Es basiert darauf, dass ein Rechner im Auto selbständig die aktuelle Verkehrslage mit dem normalen Verkehrsfluss vergleichen kann. Im vom Bundesforschungsministerium unterstützten Projekt Wayflow in Frankfurt wurde die für Autobahnen konzipierte Technik zum ersten Mal im Stadtverkehr eingesetzt.
Schnelle Information ist Trumpf
Werner Schönewolf vom Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik, kurz IPK, schildert das Problem: "Heute sind Staumeldungen in dem Moment, in dem sie die Verkehrsteilnehmer erreichen meist schon veraltet. Dies gilt besonders für den Stadtverkehr."
City-FCD hingegen ist sehr aktuell: Ein im Auto installierter Rechner vergleicht die aktuelle Geschwindigkeit des Wagens auf einem Streckenabschnitt mit der für die Reisezeit üblichen Geschwindigkeit. Die Daten hierzu sind auf einer digitalen Karte gespeichert, die dem Rechner als Referenz dienen. Weicht die aktuelle Geschwindigkeit zu stark von der statistisch erwarteten ab, errechnet der Bordcomputer die neue Verkehrslage und überträgt sie an die Verkehrszentrale.
Der Bordrechner kann über diese Zentrale auch vor und während der Fahrt aktuelle Informationen über die geplante Fahrtroute abrufen. "So erreichen wir eine dynamische Navigation, die sich stark von den herkömmlichen auf statischen Stadtplänen basierenden Systemen unterscheidet", erläutert Schönewolf die Vorzüge von City-FCD.
Auto, Bus und Bahn ergänzen sich
Schon eine Flotte von 200 Autos reicht aus, um eine Stadt von der Größe Frankfurts oder Bremens verkehrstechnisch zu erfassen. Allerdings müssen dies Autos sein, die den größten Teil der Zeit fahren, wie Taxis, Busse oder ähnliches. Doch City-FCD ist nur ein Teil des Projektes Wayflow. Zusätzlich wurden zum Beispiel Informationsdienste angeboten, die die Strecken- und Verkehrsmittelplanung von Tür zu Tür vorgenommen haben, also z.B. mit dem Auto zum Park-and-Ride, dann mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof und am Zielbahnhof weiter mit dem Mietwagen bis zur Zieladresse.
Ca. 10.000 Menschen haben während der Testphase diesen Service der Deutschen Bahn im Rahmen von Wayflow ausprobiert und an einer bewertenden Befragung teilgenommen. "Das Besondere daran ist,", erläutert Schönewolf, "dass eine Bewertung der verschiedenen Verkehrsmittel und Strecken hinsichtlich Zeit und Kosten erfolgte." Einige der Systeme wurden vom Rhein-Main-Verkehrsverbund bereits in den aktuellen Betrieb übernommen. Auch der Rechner im City-FCD System empfiehlt u.U. Busse und Bahnen, wenn das Ziel so besser zu erreichen ist. "Das Problem mit der Kombination verschiedener Verkehrsmittel ist allerdings das man das Auto häufig einfach nicht los wird", seufzt Schönewolf.
"Sie haben STAU"
Verkehrsinformationen müssen nicht nur aktuell sondern auch einfach zu erreichen sein. Das IPK hat im Projekt Wayflow einen so genannten Pendlerdienst getestet. Die Teilnehmer haben bestimmte Routen abonniert, die sie regelmäßig fahren. Wurde auf diesen Routen ein Stau, eine Baustelle oder ähnliches gemeldet, bekamen die Teilnehmer zehn Minuten vor ihrer angegebenen Abfahrtszeit eine automatische SMS auf ihr Handy. "Ein Service, für den die meisten auch bereit wären zu zahlen", freut sich Schönewolf über den guten Anklang.
(Fraunhofer IPK, 11.06.2003 – Kirsten Achenbach / DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen (RCOM))