Mit mehr als neun Millionen Einwohnern gehört Istanbul zu den großen Metropolen der Welt. Doch die Großstadt am Bosporus schwebt in ständiger Gefahr, von einem starken Erdbeben getroffen zu werden. Denn die nahe gelegene Nordanatolische Verwerfung steht unter wachsender Spannung. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein und besonders gefährdete Gebiete schon im Vorhinein ausfindig zu machen, überwachen und analysieren deutsche und türkische Forscher Infrastruktur, Untergrund und Seismologie der Millionenstadt.
Wie hoch das Risiko für die Stadt und einzelne Stadtteile ist, ergibt sich aus erst aus der Kombination von seismischer Gefährdung in Verbindung mit der Vulnerabilität der Gesellschaft und ihrer Infrastruktur wie Gebäuden, Versorgungsleitungen, Tunneln oder Brücken. Am Erdbebenrisiko selbst lässt sich wenig ändern, daher muss vor allem die Vulnerabilität gesenkt werden, um zukünftig katastrophale Auswirkungen eines Erdbebens möglichst gering zu halten oder zu vermeiden.
Erreichen lässt sich dies, in dem einerseits Verhaltensmaßnahmen während eines Bebens und Hilfsmaßnahmen nach einem Ereignis vorbereitet und eingeübt werden. Andererseits, indem auf eine erdbebensichere Bausubstanz und Infrastruktur geachtet wird. Auch kann mit Frühwarnsystemen bei Erdbeben gewarnt werden. Der gewonnene zeitliche Handlungsspielraum ist nicht groß, es handelt sich vielleicht nur um Sekunden. Diese können jedoch entscheidend sein, um Menschenleben zu retten und die Schadenswirkung zu minimieren.
Wissenschaftler des GeoForschungszentrum Potddam (GFZ) und der Universität Istanbul nutzen daher zurzeit in Istanbul verschiedenste Erfassungs- und Überwachungsmethoden um für Schutzmaßnahmen und Frühwarnung wichtige Daten zum Gefährdungspotenzial Istanbuls zu gewinnen.
Inhalt:
- Nächster Halt Istanbul?
Bebenwanderung entlang der Nordanatolischen Verwerfung - Wie stabil sind die Gebäude?
Satellitendaten helfen bei Erfassung der Gebäudestabilität - Westen der Stadt besonders gefährdet
Sedimente verstärken Bebenamplituden - Warn-Netzwerk organisiert sich selbst
Prototyp eines selbstorganisierenden Frühwarn-Systems im Einsatz - Modell für die Zukunft
Dichtes Sensorennetz in Einzelhaushalten und kritischen Infrastrukturen
Birger-Gottfried Lühr, Claus Milkereit, Stefano Parolai, Matteo Picozzi, Heiko Woith, Angelo Strollo, Mustafa Erdik, Atilla Ansal, Jochen Zschau / GFZ-Potsdam
Stand: 04.06.2011