Blind und taub kommen kleine Katzenkinder zur Welt und sind vollumfänglich auf die Fürsorge der Mutter angewiesen. Wildkatzen gebären ihre Jungen in Totholzstrukturen, Baumhöhlen oder unter aufgestapelten Baumstämmen am Wegesrand. Sie müssen für ihren Nachwuchs eine sichere Umgebung gewährleisten, wenn sie ihn für die Jagd zeitweise allein zurücklassen. Ein Umstand, den die meisten Hauskatzen nicht berücksichtigen müssen. In optimalen Verhältnissen bringen Hauskatzen ihren Nachwuchs im Schutz der heimischen Wohnung zur Welt und werden mit Nahrung versorgt.
Dennoch birgt das erste Jahr im Leben eines Kitten eine Menge Gefahren, wie die immunologische Lücke, und spannende Ereignisse, wie der Abschied von der Mutter und den Geschwistern, wenn der Umzug in ein neues Zuhause ansteht. In diesem Beitrag schauen wir uns die Herausforderungen des ersten Lebensjahres einer Katze genauer an.
Lebenswoche 1 bis 3 – Seh- und Hörvermögen entwickeln sich
Wenn Katzenbabys auf die Welt kommen, sind ihre Augen und Ohren geschlossen, sie sind taub und blind. Erst nach einer Woche öffnen sich die Augen, doch das Sehvermögen entwickelt sich erst mit der Zeit. Grelles Licht kann ihren noch empfindlichen Augen dabei sogar schaden. Die anfängliche Augenfarbe ist immer blau, doch bereits in der dritten Woche entsteht die endgültige Farbe. Während dieser Zeit öffnen sich allmählich auch die Ohren der neugeborenen Kitten, sodass sie auch ihre akustische Umwelt wahrnehmen können.
Obwohl Katzen bei der Geburt taub sind, können sie dennoch von Anfang an Töne äußern. Dieser Umstand ist äußerst wichtig, denn so können sie ihre Mutter auf sich aufmerksam machen. Schnurren können Katzen tatsächlich erst ab der 3. Lebenswoche.
Schon in der ersten Lebenswoche verdoppeln Katzenbabys ihr Geburtsgewicht und bewegen sich nur kriechend. Die Gewichtszunahme schreitet auch weiterhin rasant voran mit mindestens 100 Gramm je Woche. Regelmäßige Gewichtskontrollen und das Führen einer Wachstumskurve sind unverzichtbar. Dazu gibt es hilfreiche Gewichtstabellen, die nach Alter der Katze das durchschnittliche Gewicht angeben.
Ab der zweiten Woche beginnen die ersten erfolgreichen Gehversuche und die Milchzähne fangen an zu wachsen, denn schon bald können die kleinen Kitten neben der Muttermilch auch andere Nahrung aufnehmen. So erreichen die Katzenkinder nach der dritten Lebenswoche bereits ein durchschnittliches Gewicht von 500 Gramm.
Lebenswoche 3 bis 5 – Das Kätzchen lernt laufen und wird stubenrein
In der dritten Lebenswoche laufen die Katzenbabys schon selbstsicher durch die Gegend. Innerhalb der kommenden Tage verbessert sich zudem der Gleichgewichtssinn, die Muskeln entwickeln sich und der Gang stabilisiert sich. Wenn die Katzen sicherer auf den Beinen sind, werden sie unternehmungslustiger, die Neugierde steigt und der Wunsch zu spielen setzt ein. Während dieser Zeit ist es empfehlenswert, die Wohnung katzensicher zu machen, um sowohl die Kitten als auch das Mobiliar zu schützen.
Während der Stillzeit erhalten die Katzenkinder mit der Muttermilch alle benötigten Nährstoffe und Antikörper durch die Mutter. Fangen die Kitten dann an andere Nahrung aufzunehmen, beginnt eine kritische Phase, die sogenannte immunologische Lücke. In dieser Zeit sind Kitten besonders anfällig für Infektionskrankheiten, da das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist.
Lebenswoche 6 bis 8 – Der erste Besuch beim Tierarzt, Integration in die Familie
In der fünften Lebenswoche sind kleine Kätzchen sehr neugierig und verspielt, sie können sicher laufen und wollen ihr Zuhause erkunden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zur kontrollierten Sozialisierung. Durch Kuscheln und Spielen gewöhnen sich die Kleinen schnell an Menschen und andere Tiere, ebenso wie an neue Geräusche, Gerüche und Eindrücke. Beaufsichtigt können sie schon auf kleine Erkundungstouren gehen. Das alles bereitet die Katzenkinder darauf vor, in ein neues, dauerhaftes Zuhause umzuziehen. Es hilft ihnen auch dabei, zu einer gut angepassten und emotional stabilen, gesunden erwachsenen Katze zu werden, welche sich in verschiedensten Situationen zurechtfindet.
Etwa zwischen der 6. und 8. Lebenswoche wird es Zeit für den ersten Tierarzttermin und die ersten, wichtigen Impfungen. Dazu gehören Impfungen, die die Tiere vor Staupe und Atemwegserkrankungen, Katzenschnupfen und dem felinen Calicivirus schützen. Wann weitere Impfungen notwendig sind und welche Zusatzimpfungen es gibt, sollte man mit dem Tierarzt besprechen. Parallel zu dem Zeitraum der ersten Impfungen ist auch das Milchgebiss vollständig entwickelt, welches vom Tierarzt neben einem grundsätzlichen Gesundheitscheck ebenfalls kurz untersucht werden sollte.
Lebenswoche 9 bis 12 – Keine Muttermilch mehr
Seit der fünften Woche können die kleinen Katzen bereits feste Nahrung zu sich nehmen und langsam wird es Zeit, sich von der Muttermilch komplett zu entwöhnen. Da nun keine Versorgung mehr durch die nährstoffreiche Muttermilch stattfindet, muss eine Nahrung gewählt werden, die alles enthält, was ein Katzenkind benötigt. Nicht immer entscheidet der Mensch über die Nahrung, denn längst vertragen nicht alle Katzenkinder dasselbe Futter. Die Auswahl ist zwar groß, aber mit Bedacht und vorhandener Sachkunde, findet jeder Katzenmensch die geeignete Nahrung.
Lebensmonat 3 bis 6 – Das Kätzchen ist bereit für ein neues Zuhause
Wie auch bei Menschenkindern, gibt es auch unter den Katzenkindern diejenigen, die für alles mehr Zeit brauchen. Wenn ein Katzenkind in ein neues Zuhause umziehen soll, ist aber von größter Wichtigkeit, dass es keine Muttermilch mehr trinkt. Vorher und vor der 10. Lebenswoche sollte kein Katzenkind von der Mutter getrennt werden.
Eine zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern kann zu Verhaltensauffälligkeiten im weiteren Leben führen. Denn die Mutter muss die Zeit haben, den Kindern alles Wichtige mit auf den Weg zu geben, wie ein ausgeprägtes Sozialverhalten, die Fähigkeit zur Problemlösung und vieles mehr. Optimalerweise kann ein Katzenkind 12 Wochen mit der Mutter und den Geschwistern zusammenbleiben.
Mit einem halben Jahr kommt häufig das Thema Kastration auf. Auch wenn das Tierschutzgesetz eigentlich nicht vorsieht, dass Amputationen, wozu Kastrationen gehören, an gesunden Tieren durchgeführt werden, so sollten Freigänger-Katzen jedoch grundsätzlich kastriert werden. Dies beugt einer unkontrollierten Fortpflanzung vor und ist gerade in Gegenden mit vielen Katzenbewohnern ein absolutes Muss. Wohnungskatzen hingegen sollten nur mit medizinischer Notwendigkeit kastriert werden.
Ein Jahr – Die Katze ist erwachsen
Mit einem Jahr gelten junge Katzen zwar grundsätzlich als ausgewachsen, können aber noch nicht als erwachsen angesehen werden. Noch sind sie jung und wild und zeigen häufig infantile Verhaltensweisen.
Dennoch haben sie schon eine eigene Persönlichkeit entwickelt und können sich um sich selbst kümmern. Nach einem Jahr ist es wichtig, auf Futter für erwachsene Katzen umzustellen, da dieses andere Nähr- und Vitalstoffe bereitstellt als Futter für Neugeborene.