Medizin

Demenzerkrankungen: Neueste Erkenntnisse und Behandlungen

Therapieansätze und Behandlungsmethoden

Symbolbild Hirnforschung
Zahlreiche Menschen, die in der Familie bereits Demenzerkrankungen erlitten haben, befürchten im hohen Alter selbst daran zu erkranken. © vegefox.com / stock.adobe.com

Zahlreiche Menschen, in deren Familien bereits Fälle von Demenzerkrankungen aufgetreten sind, befürchten im hohen Alter selbst daran zu erkranken. Da die genauen Ursachen noch unklar sind, gibt es bisher keine Heilung. Die Medizin befasst sich daher intensiv mit Therapieansätzen und Behandlungsmethoden. Welche neuen Erkenntnisse in diesem Fachgebiet bisher erschlossen wurden, folgt in diesem Beitrag.

Was ist Demenz?

Personen, die allmählich ihre kognitiven Fähigkeiten verlieren, leiden an einer Demenz. Diese Bezeichnung dient als Oberbegriff für verschiedene neurologische Erkrankungen. Der ICD-10-Code – das ist die internationale Klassifikation von Krankheiten – beschreibt Demenz wie folgt: “Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen.” Der Begriff Demenz entstammt dem lateinischen Begriff demens und bedeutet so viel wie “ohne Verstand, ohne Denkkraft. Die häufigsten Formen, die bisher erforscht wurden, sind:

  • Die Alzheimer-Demenz ist am weitesten verbreitet und macht etwa 60 bis 70 Prozent aller Fälle aus.
  • Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form und tritt aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn auf.
  • Lewy-Körper-Demenz wird durch die Ansammlung abnormaler Proteine im Gehirn verursacht.
  • Frontotemporale Demenz hingegen weist Veränderungen in den Frontal- und Schläfenlappen des Gehirns auf.

Diese neurologische Krankheit ist weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem, mit einer steigenden Prävalenz aufgrund der alternden Bevölkerung. Mehr als 55 Millionen Menschen weltweit leiden derzeit an einer Demenzerkrankung. Diese Zahl wird voraussichtlich weiter ansteigen, insbesondere in Ländern mit einer älteren Bevölkerung, wie beispielsweise Deutschland.

Ursachen von Demenzerkrankungen

Bei dieser fortschreitenden kognitiven Beeinträchtigung kommt es zur sogenannten Neurodegeneration, also dem schrittweisen Absterben von Gehirnzellen. Verantwortlich dafür ist oft eine Anhäufung von krankhaften Eiweißstoffen im Gehirn. Je nachdem, wo dieser Prozess im Enzephalon stattfindet, zeigen sich zu verschiedenen Zeitpunkten der Krankheit verschiedene Symptome. Das sind die häufigsten Ursachen für eine Demenzerkrankung:

  • Genetische Faktoren sind bedeutend, da bestimmte Gene das Risiko für Demenz erhöhen können. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Demenz ein höheres Risiko für die Entwicklung der Krankheit haben. Eine Person, die die Genvariante APOE4 von beiden Elternteilen erbt, hat eine etwa 90%ige Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken.
  • Ein unbehandelter Hörverlust könnte ebenfalls ein Risikofaktor sein, wie eine Studie der John-Hopkins-Universität zeigt. Die genauen Zusammenhänge zwischen Schwerhörigkeit und Demenz werden aktuell noch weiter erforscht.
  • Umwelt- und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität haben ebenfalls einen erheblichen Einfluss. Weitere Faktoren sind Stress und Isolation, die die Gefahr für diese neurologische Beeinträchtigung erhöhen können.
  • Neurologische und biochemische Veränderungen im Gehirn spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Demenzerkrankungen. Zu diesen Veränderungen gehören die Bildung von Proteinablagerungen, Entzündungen und der Verlust von Nervenzellen. Diese Prozesse können zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen und letztendlich zur Entwicklung von Demenz führen.

Es ist wichtig, die verschiedenen Ursachen von Demenzerkrankungen zu verstehen, um präventive Maßnahmen zu entwickeln und effektive Behandlungsansätze zu etablieren. Jedoch sind die genauen Ursachen dieser Erkrankung noch nicht abschließend geklärt. Der Beginn verläuft meist klinisch stumm, das heißt, unbemerkt und ohne erkennbare Symptome, obwohl es bereits Veränderungen im Gehirn gibt. Sind erste Anzeichen einer Demenz erkennbar, kann es sein, dass der Beginn bereits Jahre oder Jahrzehnte zurückliegt, was eine Ursachenforschung erschwert.

Neueste Erkenntnisse in der Demenzforschung

Insgesamt gab es in jüngster Zeit bedeutende Fortschritte in der Demenzforschung, die für mehr Aufklärung gesorgt und neue Wege für die Prävention und Behandlung von Demenz eröffnet haben. Einer davon betrifft die Früherkennung und Diagnose von Demenzerkrankungen. Neue bildgebende Techniken wie PET-Scans ermöglichen eine genauere Identifizierung von Hirnveränderungen, lange bevor klinische Symptome auftreten. Dies ermöglicht eine frühzeitige Intervention und Behandlung, was die Lebensqualität der Betroffenen enorm verbessern kann.

Des Weiteren haben neuere Studien zu einem besseren Verständnis der Pathophysiologie von Demenz beigetragen. Es wurde festgestellt, dass die Ablagerung von Proteinen wie Beta-Amyloid und Tau-Protein im Gehirn eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Demenz spielt. Dieses Wissen hat zu neuen Ansätzen für die Entwicklung von Medikamenten geführt, die die Bildung und Ansammlung dieser Proteine hemmen können.

Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft die Relevanz von Entzündungen und Immunreaktionen bei der Entwicklung von Demenz. Es wird zunehmend erkannt, dass chronische Entzündungen im Gehirn eine treibende Kraft hinter dem Degenerationsprozess sein können. Dies hat zu einem verstärkten Interesse an entzündungshemmenden Therapien geführt, die das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen oder unter Umständen in selten Fällen sogar temporär aussetzen können.

Behandlungsmöglichkeiten für Demenzerkrankungen

Aufgrund der Tatsache, dass Demenz nicht heilbar ist, sind frühzeitige, individuelle und auf die genauen Symptome der Patienten zugeschnittene Behandlungsmethoden von entscheidender Bedeutung. Einerseits sollen Behandlungen das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar unter Umständen (temporär) verhindern und Symptome lindern. Es gibt verschiedene Ansätze, die pharmakologische und nicht-pharmakologische Therapien umfassen.

  • Pharmakologische Ansätze: Diese Medikamente zielen darauf ab, dass die Symptome der Erkrankung gedämpft und das Fortschreiten verlangsamt wird. Dazu zählen cholinesterasehemmende Medikamente wie Donepezil, Rivastigmin und Galantamin, die den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin im Gehirn hemmen. Ein weiterer pharmakologischer Ansatz sind NMDA-Rezeptorantagonisten wie Memantin, die den Überschuss an Glutamat im Gehirn regulieren und so die neurodegenerativen Prozesse verlangsamen können.
  • Nicht-pharmakologische Interventionen: Dazu gehören kognitive Rehabilitation, Verhaltens- und Umweltmodifikationen sowie Ergotherapie und Physiotherapie. Diese Interventionen haben den Fokus, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, ihre Unabhängigkeit zu fördern und ihre täglichen Routinen zu erhalten.

Ansonsten ist die Unterstützung von Angehörigen und Pflegekräften ein wesentlicher Bestandteil der Demenzbehandlung. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Betreuung von Menschen mit Demenz. Das nähere Umfeld des Patienten kann von Schulungsprogrammen profitieren, die ihnen helfen, mit den Herausforderungen der Pflege umzugehen. So können geeignete Strategien für die Kommunikation und den Umgang mit Verhaltenssymptomen erlernt werden. Außerdem können Unterstützungsgruppen und soziale Netzwerke für Angehörige eine wichtige Quelle des Austauschs, der Information und des emotionalen Beistands sein.

Zukunftsausblick der Demenzforschung

Aktuell existieren über 25.000 „Demenzforscher“, die seit 1980 tätig sind, um diese Erkrankung intensiver zu analysieren und zu behandeln. Aufgrund ihrer weitreichenden Auswirkungen auf eine große Anzahl von Menschen erfährt die Demenzforschung große finanzielle Unterstützung. Potenzielle Entwicklungen in diesem Bereich umfassen die Fortschritte bei bildgebenden Verfahren zur Früherkennung von Demenz. Dazu kommt die Identifizierung neuer Biomarker, die eine genauere Diagnose ermöglichen könnten.

Dies könnte dazu beitragen, effektivere Medikamente zu entwickeln, die gezielt die verschiedenen Ursachen von Demenz behandeln. Zusätzlich wird an der Erforschung von Arzneimitteln gearbeitet, die das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen oder stoppen könnten, indem sie in die zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen eingreifen. Forschungsteams haben neue Alzheimer-Bluttests wie den Precivity AD-Bloodtest entwickelt, welcher auch bereits eine EU-Zulassung erhalten hat. Verschiedene weitere Ansätze werden verfolgt, einschließlich der Entwicklung von Präparaten zur Reduzierung von Proteinablagerungen im Gehirn und zur Hemmung von Entzündungsprozessen.

Ferner gewinnt die Rolle von Technologien wie künstlicher Intelligenz und digitalen Gesundheitslösungen bei der Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Demenz zunehmend an Bedeutung. Diese vielversprechenden Entwicklungen lassen darauf schließen, dass die Demenzforschung in den kommenden Jahren weiterhin bedeutende Fortschritte machen wird.

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