Die Textil- und Bekleidungsindustrie war 2012 mit einem Umsatz von 19 Milliarden Euro und 120.000 Beschäftigten eine der wichtigsten Konsumgüterbranchen in Deutschland, obwohl immer mehr Kleidung wegen der billigen Produktionskosten im Ausland hergestellt wird. Mittlerweile konzentrieren sich die deutschen Unternehmen stärker auf innovative Sport-, Outdoor-, Schutz- und Arbeitskleidung sowie technische Textilien für den Fahrzeugbau. Bei der Produktion von Fasern, Garn und Stoffen entstehen jedoch weltweit große Abwassermengen mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien. „Umwelt und Menschen können geschützt werden, wenn man Gefahrstoffe durch sichere alternative Substanzen oder Technologien ersetzt“, betonte Dr. Lothar Lißner, Geschäftsführer der Kooperationsstelle Hamburg, Institut für internationale Forschung, Entwicklung, Evaluation und Beratung (IFE). Deshalb unterstützt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Kooperationsstelle mit knapp 125.000 Euro, um für Textilhersteller ein Informationsportal über alternative Substanzen und Verfahren bei der Produktion von Textilien zu erstellen.
Das bereits bestehende viersprachige Internet-Portal SUBSPORT (Substitution Support Portal, www.subsport.eu) führe bereits zahlreiche Fallbeispiele auf, in denen Schadstoffe ersetzt werden konnten, wie bei der Kunststoffherstellung, in Friseursalons oder in der Metall- und Elektroindustrie, so Lißner. Nun soll auch die Textilindustrie hinzukommen. „Wir wollen eine möglichst breite Zielgruppe erreichen, vom Experten bis zum Anwender“, erklärten die Projektmitarbeiter Dr. Izabela Banduch und Dr. Steffen Brenzel von der Kooperationsstelle. Neben einer Datenbank mit Listen unerwünschter Substanzen soll das Portal mit Fallbeispielen aus der Praxis Alternativen vorstellen und methodisches Wissen darüber vermitteln, wie das Umstellen auf umweltfreundlichere Verfahren funktionieren kann. „Dabei ist natürlich jedes Beispiel ein ganz spezieller Fall, der sich nicht eins zu eins auf andere übertragen lässt. Dennoch sollen die Beispiele, nach denen wir permanent suchen und die wir laufend ergänzen, Denkanstöße liefern und Möglichkeiten aufzeigen, wie die eigenen Produktionstechniken umgestellt werden können“, ergänzte Brenzel.
„Besonders schädlich für die Umwelt sind Textilveredelungen wie Bleichen, Beizen oder Imprägnieren, um aus den Rohmaterialien farbige und mit besonderen Eigenschaften ausgestattete Textilien zu machen“, betonte Brenzel. Bei diesen Schritten sei der Einsatz problematischer Chemikalien besonders hoch, die sich danach oft im Abwasser und zum Teil sogar im fertigen Produkt nachweisen ließen. Ungesund für die Mitarbeiter seien auch die beim Herstellen verwendeten leicht flüchtigen Lösungsmittel. Außerdem falle chemisch verunreinigter Müll an, der aufwendig entsorgt werden müsse.
„Zu den problematischen Stoffen gehören per- und polyfluorierte Chemikalien, die giftig und sehr langlebig sind. Das heißt, sie werden in der Umwelt und im Körper nicht abgebaut und reichern sich dort an. Sie wurden schon überall nachgewiesen, von der Muttermilch bis zum Eisbären“, erklärte DBU-Experte Dr. Maximilian Hempel die Gefahr der verwendeten Chemikalien. Stattdessen könnten durch das Ersetzen bestimmter Schadstoffe Umwelt, Arbeiter und Verbraucher vor den Gefahren geschützt werden. Hempel: „Das funktioniert, wenn alternative, weniger gefährliche Substanzen verwendet werden oder ganz andere Technologien zum Einsatz kommen, die im Produktionsprozess auf Gefahrstoffe verzichten können.“
Das Portal soll auf Deutsch und Englisch erstellt werden, um möglichst viele Firmen zu erreichen. Damit sich mittelständische Unternehmen über diese Möglichkeiten einfach und schnell informieren können, unterstützt die DBU die Erweiterung des Informationsportals: „Unternehmen können am besten von den Erfahrungen anderer Unternehmen lernen, die das bereits durchexerziert haben. Und der Vorteil für die Firmen liegt neben einem umweltgerechteren Produktionsprozess im Verringern von Risiken für Mitarbeiter und Kunden sowie in einem Imagegewinn, zumal die Textilindustrie derzeit unter einem spürbaren Druck von allen Seiten steht“, sagte DBU-Pressesprecher Franz-Georg Elpers.
(Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), 18.11.2013 – KSA)