Medizin

Haarausfall: Psychisches Leiden mit Transplantation mindern

Alopecia

Keine Ausnahmeerscheinung: Etwa achtzig Prozent aller Männer erleiden früher oder später eine altersbedingte Glatzenbildung. © pixabay.com, bykst

40 Prozent aller Männer und jede fünfte Frau leidet unter Haarausfall[1]. Die Ursachen sind vielfältig, führen bei Betroffenen aber in vielen Fällen zum selben Problem: psychisches Leiden.

Büschelweise findet man morgens plötzlich Haare auf dem Kopfkissen oder in der Dusche. Der Schock ist bei Betroffenen groß, doch mit diesem Problem haben nicht nur sie zu kämpfen. Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) betrifft über eine Million Deutsche. Haarausfall kann auch durch Stress oder Krankheiten auftreten, zum Beispiel aufgrund einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetis Mellitus oder einer Mangelernährung. In den meisten Fällen ist Haarausfall aber eine Ursache der androgenetischen Alopezie: Sie betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Sobald mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen, ist von Haarausfall die Rede. Ab dem 30. Lebensjahr ist jede fünfte Frau und jeder dritte Mann betroffen.

Krankenkassen zahlen für Behandlungen selten

Obwohl der Haarausfall ab dem 30. Lebensjahr viele Menschen betrifft, weigern sich Krankenkassen in den meisten Fällen, für dieses Krankheitsbild aufzukommen. Das Bundessozialgericht entschied im Jahr 2015[2], dass nicht nur zwischen Geschlechtern, sondern auch dem Alter zu unterscheiden ist.

Männer mit erblich bedingtem Haarausfall ziehen in diesem Fall den Kürzeren. Getreu der Rechtsprechung handelt es sich bei ihnen nicht um eine Krankheit beziehungsweise Behinderung; sie haben ergo keinen Anspruch auf ein Hilfsmittel wie eine Perücke.

Krank oder behindert sind Menschen, die bedingt durch den Haarausfall unter geistigen oder körperlichen Störungen leiden. Anders sieht es aus, wenn beispielsweise der Kopf eines Mannes durch Narben entstellt ist – eine Kostenübernahme für ein Toupet hat in solchen Fällen gute Chancen.

Bei Haarausfall zügig beraten & behandeln lassen

Wenn der Haarausfall bemerkt wird, kann die Psyche einer Person darunter leiden. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wird das Selbstbewusstsein angegriffen. Besonders große Schwierigkeiten haben Betroffene, die täglich mit Menschen arbeiten und nicht möchten, dass ihr Problem auffällt.

Das Bekämpfen des Haarverlustes ist heute auf verschiedene Weisen möglich; zunächst muss aber die Ursache bekannt sein – diese kann der Hautarzt herausfinden. Sollte es keine Möglichkeit geben, den Haarausfall ohne Weiteres zu stoppen, ist die sogenannte Haartransplantation eine beliebte Lösung.

Bei der Haartransplantation werden Haare aus dem Haarkranz auf kahle Stellen verteilt. Laut Andreas Krämer, Inhaber der Hairforlife Beratungsstelle für Haartransplantationen, sind die Haare aus dem Haarkranz unempfindlich und behalten ihre Eigenschaften nach der Umverteilung bei. Patienten müssen nicht befürchten, dass die betroffenen Stellen erneut kahl werden.

Die Haartransplantation kann sowohl bei Männern als auch Frauen angewandt werden. Einzige Voraussetzung: Es muss ein erblicher Haarausfall vorliegen und der Haarkranz muss gut erhalten sein.

Vermehrung von Haaren made in Japan

Die klassische Haartransplantation hat eine Limitierung: Der Haarkranz muss in ausreichendem Maße vorhanden sein. Diese könnte bald umgangen werden, wenn man japanischen Experten traut. Im Land der aufgehenden Sonne leiden 18 Millionen Japaner unter Haarausfall. Ein Konsortium, geformt aus Kyocera, Riken sowie Organ Technologies, sucht nach einer Lösung, dieser Personengruppe zu helfen, wie heise.de berichtet.

Sie wollen Hautstellen entnehmen, Stammzellen der Haarfollikel isolieren und diese vermehren, um sie einzupflanzen. Kyocera zufolge sind 100 Haare notwendig, um die Haartransplantation erfolgreich auszuführen. Das Experiment ist bei Mäusen bereits geglückt; bis 2018 möchte man das Verfahren perfektionieren und nach klinischen Tests ab 2020 kommerziell umsetzen.

Einem Haarausfall vorbeugen

Forscher konnten bisher noch nicht das Rätsel lösen, warum Haarfollikel am Hinterkopf länger erhalten bleiben als auf der Oberseite. Für Betroffene spielt dieses kleine Detail ohnehin keine bedeutende Rolle. Sie möchten wissen, wie sie sich gegen Haarausfall schützen können.

Die schlechte Nachricht: Die meisten Menschen erleiden früher oder später eine altersbedingte Glatzenbildung; bei Männern sind es 80 Prozent, bei Frauen jede Zweite – insbesondere nach der Menopause. Aber: In jedem Fall spielen zwei Faktoren eine große Bedeutung beim Haarausfall: Die Ernährung und der Stress.

Haarwurzeln sind von Follikeln umhüllt, aus denen jedes einzelne Haar entspringt. Über das Areal werden Nährstoffe wie Biotin und der Vitaminkomplex B aufgenommen. Wird der Eisenhaushalt im Blut gestört, entsteht ein Mangel an Vitamin A, welcher zum Haarausfall führt.

Neben der Ernährung gibt es auch Medikamente, die den erblich bedingten Haarausfall verzögern oder stoppen können. Verantwortlich für das Problem ist bei Männern eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln auf Dihydrotestosteron. Derzeit sind zwei Medikamente (Minoxidil und Finasterid) erhältlich: Finasterid blockiert die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron. Die Wirkung hält an, solange das Medikament eingenommen wird. Und: Es funktioniert nur im Frühstadium. Deshalb ist es wichtig, auf einen Haarausfall frühzeitig zu reagieren.

Wenn die Zeit fast abgelaufen ist, bleibt nur noch die Haartransplantation als letzter Weg übrig, die Haarpracht zu retten. Doch auch hier sollten Betroffene nicht zu lange abwarten.

  1. Bundesverband der Zweithaar-Spezialisten e.V.

  2. Az.: B 3 KR 3/14 R

(, 17.11.2016 – )

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