Materialforschung

Komfort optimierte Kompressionstextilien für den Sport

Hohenstein Institute

Der weltweite Fitness-Boom mit populären Sportarten wie Joggen, Radfahren, Inline-Skaten oder Nordic Walking beschert Herstellern von Sport- und Outdoor-Textilien einen lukrativen Markt, in dem die Kunden Produkte mit optimaler Funktion gezielt nachfragen und bereit sind, dafür auch etwas mehr auszugeben. Wachsender Beliebtheit bei Langstreckenläufern und Triathleten erfreuen sich beispielsweise Kompressionstextilien, die sowohl von Sport-Profis als auch von ambitionierten Breitensportlern getragen werden, weil sie sich eine Leistungssteigerung versprechen.

In wissenschaftlichen Studien konnte eine solche Wirkung allerdings bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Hinzu kommt, dass die meisten dieser Untersuchungen den Tragekomfort außer Acht lassen, also nicht berücksichtigen, wie sich die Kompression auf den menschlichen Wärmehaushalt auswirkt. Unzureichende thermophysiologische Eigenschaften (Wärme- und Feuchtemanagement) können jedoch eine mögliche Verbesserung der Leistungsfähigkeit durch komprimierende Textilien aufheben bzw. vermindern.

Um Hersteller von Kompressionstextilien gezielt bei der Produktentwicklung zu unterstützen und dem Handel bzw. Endverbraucher künftig einen verlässlichen Nachweis für die leistungssteigernde Wirkung von komprimierender Sportbekleidung zu bieten, untersuchen die Forscher der Hohenstein Institute im Rahmen eines laufenden Projekts (AiF-Nr. 16868 N) erstmals ganzheitlich den Zusammenhang zwischen Kompression und Tragekomfort sowie der daraus resultierenden Leistungssteigerung.

Handelsübliche Textilien getestet

Dazu werden handelsübliche Kniestrümpfe und Long-Tights (lange, eng sitzende Hosen) für den Laufsport auf relevante Parameter wie Kompressionsstärke und den Kompressionsgradienten sowie ihre textiltechnischen Konstruktionsmerkmale und Komforteigenschaften überprüft. Um objektive Ergebnisse zu erhalten, konzentrieren sich die Wissenschaftler auf eine spezifische Tragesituation – das Laufen unter warmen Umgebungsbedingungen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Konstruktionsleitlinien für die Industrie zu erarbeiten, auf deren Grundlage nachweislich leistungsfördernde Sporttextilien (Ausdauerleistung) mit einer optimalen komprimierenden Wirkung und einem hohen Komfort für den Träger hergestellt werden können.

Zur Durchführung des Projekts werten die Hohenstein Wissenschaftler zunächst im Markt erhältliche Kompressionstextilien systematisch aus. Auf Grundlage der ermittelten Messwerte werden anschließend Ansatzpunkte und Lösungsvorschläge für Produktoptimierungen aufgezeigt. Die Messung der Kompressionsstärke und des Kompressionsverlaufs erfolgt mit Hilfe des HOSY (Hohenstein Systems), das üblicherweise zum Nachweis der Kompressionswirkung von medizinischen Kompressionsstrümpfen gemäß RAL-GZ 387 verwendet wird. Der Tragekomfort wird mit Hilfe von Messungen mit dem Hautmodell und weiteren Geräten zur Erfassung der hautsensorischen Materialeigenschaften bestimmt.

Trageversuche

Ergänzt werden diese Laboruntersuchungen durch Trageversuche mit menschlichen Probanden, um die Wirkung der Kompressionstextilien auf den Körper und den Wärmehaushalt zu erforschen. Zur Ermittlung der Ausdauerleistungsfähigkeit der Testpersonen in Abhängigkeit vom Kompressionstextil wird dabei die Laktatkonzentration im Blut, das Atemgas, die Herzfrequenz und Körperkerntemperatur sowie das Haut- und Mikroklima gemessen. Eine Befragung der Probanden dient dazu, zusätzlich auch ihre subjektiven Empfindungen in Bezug auf die Temperatur, die Feuchte, den Tragekomfort sowie ihre Erschöpfung zu dokumentieren.

Weitere Aufschlüsse hinsichtlich einer optimalen Kompressionswirkung versprechen sich die Hohenstein Forscher durch die Auswertung von rund 17.000 3D-Datensätzen, die in verschiedenen repräsentativen Reihenmessungen generiert wurden. Dazu werden zunächst alle Datensätze selektiert, die man der speziellen Zielgruppe „Ausdauersportler“ zuordnen kann. Anschließend lassen sich Kompressionsgrad und Kompressionsgradient den morphologischen Eigenheiten der Sportlerbeine anpassen.

(Hohenstein Institute, 05.04.2013 – KBE)

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