In der heutigen digitalen Welt sind Cyberangriffe eine ständige Bedrohung für alle Arten von Organisationen, einschließlich Medizinlaboren. Die Frage ist daher nicht ob man angegriffen wird, sondern wann. Hier sind einige konkrete Tipps und Beispiele, wie sich Medizinlabore gegen Cyberangriffe schützen können.
Zunächst einige Fakten: Auch in Praxen und Kliniken sind mehr und mehr analoge Prozesse von einer funktionierenden digitalen Infrastruktur abhängig. Diese wird nicht nur durch gezielte Angriffe gefährdet – noch häufiger sind vermutlich Kollateralschäden bei Angriffen und Malware, die nicht ursprünglich auf Einrichtungen des Gesundheitswesens zielten. Die Resultate sind die gleichen: eine Gefährdung der Patientenversorgung und der wirtschaftlichen Situation der Einrichtung.
Im Sommer 2023 hatte das Bundeskriminalamt (BKA) das Bundeslagebild Cybercrime 2022 vorgestellt. Hier zeigte sich, dass die Gesamtzahl der beim BKA registrierten Cyberangriffe 2022 bei über 136.000 Fällen lag. Mit Beginn der Pandemie hatte die Zahl 2020 erstmals über 130.000 gelegen und ist seither auf vergleichbar hohem Niveau. Diese Zahl liegt jedoch um Größenordnungen unter der realen Anzahl der Vorfälle. Das BKA schätzt, dass nur jeder zehnte Cyberangriff überhaupt zur Anzeige kommt, und zudem werden beim BKA nur Fälle registriert, bei denen die Angreifer im Inland saßen – mit Sicherheit nur eine Minderheit in der weltweiten Landschaft der Cyberkriminalität. Ein Bericht auf Grundlage weltweiter Daten – der 2023 Security Report von Check Point Research – hob kürzlich hervor, dass das Gesundheitswesen aktuell zu den drei am häufigsten attackierten Branchen gehört und dass die Angriffe auf Einrichtungen im Gesundheitswesen im Vergleich zum Vorjahr um 74 Prozent angestiegen seien. Der IT-Konzern IBM berichtet in seinem Security X-Force Threat Intelligence Index 2023, dass Ransomware nach wie vor eine der wichtigsten Arten von Schadsoftware weltweit ist. Bei einem Befall mit Ransomware werden alle erreichbaren Programme und Daten des Opfers verschlüsselt.
Um sich effektiv vor Cyberangriffen zu schützen, sollten Gesundheitseinrichtungen robuste Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Hier sind einige Empfehlungen:
- Regelmäßige Updates: Stellen Sie sicher, dass alle Systeme, Software und Geräte auf dem neuesten Stand sind. Patches und Sicherheitsupdates sollten zeitnah installiert werden, um bekannte Schwachstellen zu beheben.
- Firewalls und Netzwerksicherheit: Implementieren Sie Firewalls, Intrusion Detection Systems (IDS) und Intrusion Prevention Systems (IPS), um den Datenverkehr zu überwachen und unerwünschte Zugriffe zu blockieren.
- Schulungen für Mitarbeiter: Sensibilisieren Sie Ihr Personal für die Gefahren von Phishing-E-Mails, Social Engineering und anderen Angriffsmethoden. Mitarbeiter sollten wissen, wie sie verdächtige Aktivitäten erkennen und darauf reagieren können.
- Backup-Strategien: Regelmäßige Backups Ihrer Daten sind entscheidend. Stellen Sie sicher, dass Backups an einem sicheren Ort aufbewahrt werden und dass Wiederherstellungstests durchgeführt werden.
- Zugriffssteuerung und Berechtigungen: Begrenzen Sie den Zugriff auf sensible Daten und Systeme. Vergeben Sie Berechtigungen nur an autorisierte Benutzer und überwachen Sie die Zugriffsaktivitäten.
- Verschlüsselung: Verschlüsseln Sie Daten sowohl in Ruhe als auch während der Übertragung. Dies minimiert das Risiko, dass vertrauliche Informationen in falsche Hände geraten.
- Incident Response Plan: Erstellen Sie einen detaillierten Plan für den Umgang mit Sicherheitsvorfällen. Dies sollte die Schritte zur Erkennung, Reaktion und Wiederherstellung umfassen.
- Risikoanalyse: Führen Sie regelmäßig Risikoanalysen durch, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu bewerten. Basierend auf den Ergebnissen können Sie gezielte Maßnahmen ergreifen.
- Zusammenarbeit mit Experten: Arbeiten Sie mit IT-Sicherheitsexperten, Datenschutzbeauftragten und externen Dienstleistern zusammen, um eine umfassende Sicherheitsstrategie zu entwickeln und umzusetzen.
- Bewusstsein und Kultur: Schaffen Sie eine Sicherheitskultur, in der alle Mitarbeiter die Bedeutung von Cybersicherheit verstehen und aktiv dazu beitragen, die Einrichtung zu schützen.
Wenn es um sensible Daten geht, sollten Sie jedoch nie vergessen: Das größte Sicherheitsrisiko ist nach wie vor nicht technischer Natur. Es ist der Mensch.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V.