Ob beim Autokauf, bei Diskussionen mit dem Nachwuchs oder im Büro des Arbeitgebers: Viele Erfolge in unserem privaten und beruflichen Leben hängen von einem guten Verhandlungsgeschick ab. Besonders wichtig sind die damit verbundenen Fertigkeiten natürlich für Führungspersonen und Manager. Die zentrale Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, lautet: Ist Verhandlungsgeschick erlernbar? Hand in Hand damit geht die Überlegung, inwieweit entsprechende Trainings tatsächlich dabei helfen, in Verhandlungen zu überzeugen. Die Antworten finden wir in der Psychologie und den modernen Neurowissenschaften.
Talent oder Technik?
Als Verhandlung wird für gewöhnlich ein Vorgang verstanden, bei dem zwei oder mehr Personen miteinander interagieren, um eine Einigung oder Lösung für ein gemeinsames Anliegen oder einen Konflikt zu finden. Wie erfolgreich die einzelnen Parteien dabei sind und ihre eigenen Interessen vertreten können, hängt von bestimmten Eigenschaften, Erfahrungen und Fertigkeiten ab. Das, was allgemein hin als Verhandlungsgeschick bezeichnet wird, ist die Fähigkeit, eine Verhandlung aktiv zu steuern und zu gestalten. Im Fokus steht dabei selbstverständlich die effektive Kommunikation, also präzise Formulierungen und das taktische Einschätzen des Gegenübers. Wer verhandelt, muss demnach nicht nur seine eigene Position klar herausstellen, sondern sich auch in die anderen Teilnehmer hineinversetzen können. Daran geknüpft ist die sog. Emotionale Intelligenz. Die Frage nach der Erlernbarkeit des Verhandlungsgeschicks ist also stark davon abhängig, inwiefern sich bestimmte Verhaltensmuster und Persönlichkeitsstrukturen prägen lassen. Forscher nehmen heutzutage an, dass sich beispielsweise die Emotionale Intelligenz trainieren lässt. Zudem können entsprechende Defizite durch bestimmte Techniken und Übungen ausgeglichen werden.
Verhandlungstrainings als angewandte Wissenschaft
Das Verhandlungstraining basiert auf den Erkenntnissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Während die Psychologie Einblicke in menschliches Verhalten, Motivationen und Emotionen liefert, tragen die Kommunikationswissenschaften dazu bei, die Rolle der Sprache und auch nonverbaler Elemente in Verhandlungssituationen besser zu verstehen. Auch Ökonomen interessieren sich für Verhandlungsdynamiken. So beschäftigen sich beispielsweise viele Gedankenexperimente und auch Studien der Spieltheorie mit den Aus- und Wechselwirkungen verschiedener Verhandlungsstrategien. Bestens bekannt ist in diesem Bereich das oft zitierte Gefangenendilemma, welches die Auswirkungen von mangelnder Kommunikation zwischen eigentlich rational agierenden Akteuren aufzeigt. Verhandlungstrainings und -coachings bündeln diese Erkenntnisse und möchten damit als Schlüssel zu einer bewussteren und erfolgreicheren Verhandlungsgestaltung dienen.
Entsprechende Schulungen statten die Teilnehmer mit einem umfassenden Verständnis für gängige Verhandlungsstrategien aus und bieten die Möglichkeit, diese in einer kontrollierten Umgebung zu üben. Die Effektivität von Verhandlungstrainings ist ein breitflächig untersuchter Forschungsgegenstand. Ergebnisse aktueller Studien zu diesem Thema werden wiederum von professionellen Coachings aufgegriffen, sodass sich Verhandlungstrainings häufig mit der praktischen Anwendung des jeweiligen Kenntnisstands befassen.