Die Verwicklung von Daimler in die Abgasmanipulationen der Autobranche ist mittlerweile bewiesen. Vor allem die Autos der Tochter-Marke Mercedes-Benz sind betroffen. 870 Millionen Euro Bußgeld musste Daimler bereits in Deutschland bezahlen. Über 1,8 Millionen Dollar waren es sogar in den USA. Das Unternehmen spielt jedoch auf Zeit, es beteuert noch immer steif und fest seine Unschuld. Laut dem Konzern verbaute er keine unzulässigen Abschalteinrichtungen. Während die Bußgelder geflossen sind, warten noch immer zahlreiche Daimler-Kunden auf ihre Entschädigung.
Betroffene Mercedes-Modelle
Die Chancen mit einer Schadensersatzklage vor Gericht als Gewinner herauszugehen sind groß. Gemäß Informationen der Rechtsanwälte Decker & Böse, db-anwaelte.de, sind bereits zahlreiche Mercedes-Besitzer am prozessieren. Rund 700.000 Fahrzeuge des Daimler-Konzerns sind von Pflichtrückrufen des KBA betroffen. Darunter verfügen circa 280.000 über eine Zulassung in Deutschland. Eigentümer eines rückgerufenen Mercedes sollten sich in jedem Fall von einem Rechtsanwalt beraten lassen. Er wird die Angelegenheit prüfen und ggfs. eine Einschätzung über die mögliche Entschädigungshöhe sowie die Erfolgsaussichten einer Klage abgeben.
Die Manipulation von Abgaswerten betrifft nahezu alle Dieselfahrzeug-Klassen und -Modelle, insbesondere die Motorentypen OM 622, 626, 742 sowie 651 von Mercedes. Verbaut sind sie in folgenden Fahrzeugmodellen:
- A-, B-, C- und E-Klasse
- CLA, CLS
- G-Klasse, GL, GLA, GLC, GLK
- M-Klasse, ML
- R-Klasse
- S-Klasse, SLC, SLK
- Sprinter, V-Klasse
- Viano, Vito
Dringend wird Mercedes-Besitzern davon abgeraten, auf die Aufforderung des Daimler-Konzerns, ihr Fahrzeug für ein Software-Update vorbeizubringen, einzugehen. In der betreffenden Werkstatt oder beim Mercedes-Händler erfolgt das Überspielen der bestehenden Motorsteuerungssoftware durch eine aktualisierte Version. Auf diesem Weg wird die Löschung der illegalen Software-Komponenten vorgenommen. Daraufhin fahren diese Autos stets im Prüfmodus. Zwar kann dadurch ein geringerer Stickoxidausstoß erreicht werden, jedoch ergibt sich eine markante Mehrbelastung bestimmter Motorteile.
Um welche Manipulationen handelt es sich im Dieselskandal?
Dass Autoabgase für einen großen Teil der starken Umweltverschmutzung verantwortlich sind, ist bekannt. Der Klimawandel prägt seit vielen Jahren die Schlagzeilen in den Medien. Auch den Meeren setzt er zu – dies bestätigte ein Sonderbericht des Weltklimarates IPCC. Umso erschreckender sind der Daimler Abgasskandal und die Unschuldsbeteuerungen des Konzerns. Ermittlungen gegen ihn konnten dessen Unbescholtenheit in keinster Weise bestätigen. Vielmehr wurden mindestens drei Software-Funktionen entdeckt, die künstlich die Abgaswerte der Autos reduzieren. Das bedeutet, der Vorwurf des vorsätzlichen Betruges und der strafbaren Werbung sind durchaus berechtigt. Um welche Manipulationen es sich im Einzelnen dreht, haben wir nachstehend zusammengestellt.
Thermofenster
Bei dem sogenannten Thermofenster handelt es sich um den Temperaturbereich. In ihm findet aufgrund niedriger Außentemperaturen eine verringerte Abgasaufbereitung statt. Diese Funktion gilt als illegale Abschalteinrichtung. Der Konzern wehrt sich gegen diese Beurteilung mit dem Argument, dies sei einzig eine Schutzeinrichtung für den Motor. Kritiker weisen darauf hin, dass diese Software schon ab zehn Grad Celsius im Außenbereich den „sauberen“ Modus verlässt. Sie begründen es mit der Tatsache, dass in Deutschland eine Durchschnittstemperatur von 8,5 Grad Celsius herrscht. Somit gelangt nahezu ganzjährig eine deutlich größere Menge an gesundheitsgefährdenden Stickoxiden als gesetzlich erlaubt durch die Daimler-Fahrzeuge in die Luft. Mehrere Richter in Deutschland scheinen die Problematik mit dem Thermofenster ebenso erkannt zu haben. Sie verurteilten in drei Fällen den Konzern zu Schadensersatzzahlungen in Höhen von 25.000 bis 40.000 Euro.
Bit 15
Wird ein betroffener Mercedes gestartet, findet eine optimierte Abgasaufbereitung statt – zu diesem Zeitpunkt liegt der Stickoxid-Ausstoß noch im gesetzlich erlaubten Bereich. Allerdings kommt nach einer gefahrenen Strecke von 26 Kilometern die Abgassoftware ins Spiel, sie schaltet den optimierten Modus ab. Dadurch erfolgt ein starker Anstieg der gesundheitsgefährdenden Abgasemissionen, die weit höher als die erlaubten Werte sind.
Slipguard
Die am Daimler Dieselskandal beteiligten Autobauer verwendeten diese Software-Modifikationen unter verschiedenen Namen. Im Hintergrund stand vermutlicher Betrug im Bereich der Typengenehmigung. Jedes neue Modell muss für den Erhalt seiner Betriebszulassung eine Überprüfung durchlaufen. Diese dient der Kontrolle der Emissionswerte eines neu entwickelten Motors. Nur wenn sie im gesetzlich erlaubten Bereich liegen, werden Fahrzeuge für straßentauglich erklärt.
Die Slipguard-Funktion erkennt aufgrund der Beschleunigung, gefahrenen Kilometer sowie dem Reifenstand, ob sich das Auto auf der Straße oder dem Prüfstand befindet. Die Optimierung des Abgasmodus wird automatisch aktiviert, wenn die Software den Prüfstatus erkennt. Infolge dessen wird der Schadstoffausstoß entsprechend optimiert. Stellt sie Straßenbetrieb fest, besteht kein Bedarf für eine verbesserte Abgasreinigung. Deshalb werden beim Fahren auf der Straße im Vergleich zu den gemessenen Werten während der Prüfsituation deutlich mehr Emissionen an die Luft abgegeben.
Entschädigungsmöglichkeiten für Betroffene
Bestenfalls lässt man sich von einem Rechtsanwalt vertreten, der mit dem Daimler Dieselskandal bestens vertraut ist und bereits Prozesse in diesem Bereich geführt hat. Im Raum stehen verschiedene Möglichkeiten für geschädigte Mercedes-Besitzer, die sich wie folgt darstellen.
- Fahrzeug zurückgeben und die Rückzahlung des Kaufpreises verlangen; unerheblich ist dabei, ob es finanziert oder in bar bezahlt wurde; anstatt der Geldrückerstattung kann auch ein Neufahrzeug, das ebenfalls im Realbetrieb die europäischen Abgasnormen erfüllt, gefordert werden
- Einforderung der Kosten für die Hardware-Nachrüstung, die für einzelne Modelle verfügbar ist; gleichzeitig lässt sich in der Regel ein zusätzlicher Schadensersatzanspruch in Höhe von 20 Prozent des Kaufpreises durchsetzen
Fazit
Niemand muss sich die betrügerischen Manipulationen gefallen lassen. Wichtig ist, die angebotene Alternative in Form eines Software-Updates von Daimler nicht anzunehmen. Um Daimler den Kampf anzusagen, empfiehlt sich die Einschaltung eines sachkundigen Rechtsanwaltes. Die Chancen, bei einem entsprechenden Gerichtsprozess als Sieger hervorzugehen, sind groß. Bestenfalls lässt man sich zunächst beraten, um eine professionelle Einschätzung von den Erfolgsaussichten zu erhalten.