Nachhaltige Landwirtschaft funktioniert nicht mit globalen Lösungsansätzen. Eine Metaanalyse der Universität Basel zeigt, dass der bisherige Fokus auf den pfluglosen Ackerbau nicht die gewünschten Ergebnisse bringt. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft sollte stärker lokal und im Austausch mit den einheimischen Bäuerinnen und Bauern gedacht werden.
Die Vereinten Nationen formulierten 2016 insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele, um die Welt bis 2030 ökonomischer, sozialer und ökologischer zu gestalten. Dazu zählt auch das Ziel einer nachhaltigeren Landwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten sind in diesem Bereich viele Studien durchgeführt worden, mit dem Ziel, ressourcenschonendere landwirtschaftliche Verfahren zu entwickeln.
Im Bereich des Ackerbaus empfehlen internationale Organisationen wie die Weltbank oder die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) seit längerem drei Prinzipien: pflugloser Ackerbau, das Zurücklassen von Stroh auf dem Feld und Wechselwirtschaft.
Der bisherige Fokus lag vor allem auf dem pfluglosen Ackerbau und der Direktsaat. Damit ist gemeint, dass der Boden nicht gepflügt, sondern die Saat in den unbearbeiteten Boden gepflanzt wird. Ziel dieses Vorgehens ist es, die Böden vor Erosion zu schützen, mehr Kohlenstoffdioxid zu speichern und den Ernteertrag zu steigern.
Der positive Effekt bleibt meist aus
Allerdings wurde nie definiert, was unter dem Verfahren des pfluglosen Ackerbaus genau gemeint wird, vor allem, ob das Zurücklassen von Stroh auf dem Feld Teil des Verfahrens ist. So kamen einige Studien zum Schluss, pflugloser Ackerbau sei äusserst effektiv, andere wiederum fanden keinen positiven Effekt. Auch von Seiten der Bauern stieg die Skepsis, da es teilweise zu Ernterückgängen kam.
Prof. Dr. Nikolaus Kuhn vom Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel hat nun in Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Doktoranden Liangang Xiao von der North China University of Water Resources and Electric Power in einer Metaanalyse 49 solcher Studien untersucht. Sie kommen zum Schluss, dass die gesetzten Ziele – die Speicherung von Kohlenstoffdioxid, Bodenschutz und Erntesteigerung – mit pfluglosem Ackerbau und der Direktsaat allein nicht zu erreichen sind. Wird hingegen nach der Ernte das Stroh auf dem Feld zurückgelassen, setzen die gewünschten positiven Effekte ein.
Kritik an der internationalen Agrarpolitik
Die stark variierenden Resultate in den bisherigen Studien erklärt Kuhn mit der ungenauen Definition des Verfahrens und dem Vorgehen der internationalen Organisationen, mit universellen und vereinfachten Lösungsansätzen in die Praxis zu gehen. Zwar zeigen die aktuell zur Verfügung stehenden Daten nun, dass das Zurücklassen von Stroh auf dem Feld ein vielversprechenderer Ansatz für einen nachhaltigen Ackerbau sei als die pfluglose Bodenbearbeitung allein. Kuhn warnt aber davor, den Fokus jetzt wieder komplett auf eine Praxis zu richten: «Die Natur ist zu vielfältig, um mit einem einzigen Verfahren global gute Ergebnisse zu erzielen.»
Um der Skepsis der Bäuerinnen und Bauern gegenüber den Empfehlungen aus Wissenschaft und Politik entgegenzuwirken, sei es in Zukunft wichtig, nicht mehr nach globalen Lösungen zu suchen. Vielmehr gelte es, lokal und im Austausch mit den Menschen vor Ort das jeweils passende Verfahren zu entwickeln. (Global Change Biology, 2021; doi: 10.1111/GCB.15906)
Quelle: Universität Basel