Am Fritz-Haber-Institut (FHI) der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin ist ein technologischer Meilenstein erreicht worden. Erstmals ist es gelungen, einen Infrarot-Freie-Elektronen-Laser im Zwei-Farben-Betriebsmodus zu nutzen. Diese weltweit einzigartige Technik ermöglicht Experimente mit synchronisierten Zwei-Farben-Laserpulsen und eröffnet damit neue Möglichkeiten in der Forschung.
Freie-Elektronen-Laser (FEL), von denen es weltweit mehr als ein Dutzend gibt, variieren erheblich in Größe (von wenigen Metern bis zu einigen Kilometern), im Wellenlängenbereich (von Terahertz-Wellen bis zu harter Röntgenstrahlung) und in den Kosten (von Millionen auf mehr als eine Milliarde). Sie alle produzieren jedoch intensive, kurze Strahlungspulse. Freie-Elektronen-Laser haben sich in den letzten Jahrzehnten zu wichtigen Strahlungsquellen entwickelt, die in der Grundlagenforschung und den angewandten Wissenschaften breite Anwendung finden. Forschende am FHI haben nun in Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Partnern eine Methode entwickelt, die es erlaubt, gleichzeitig Infrarotpulse in zwei verschiedenen Farben zu erzeugen. Diese Innovation ist besonders für die Untersuchung zeitlicher Prozesse in Festkörpern und Molekülen von Bedeutung.
In einem FEL werden Elektronenpakete zunächst durch einen Elektronenbeschleuniger auf sehr hohe kinetische Energien beschleunigt und erreichen dabei nahezu Lichtgeschwindigkeit. Anschließend durchlaufen die schnellen Elektronen einen Undulator, wo sie durch starke Magnetfelder wechselnder Polarität auf eine slalomartige Bahn gezwungen werden. Die Oszillationen der Elektronen führen zur Emission elektromagnetischer Strahlung, deren Wellenlänge durch Anpassung der Elektronenenergie und/oder der Magnetfeldstärke variiert werden kann. Aus diesem Grund können FELs zur Erzeugung laserartiger Strahlung in fast allen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums eingesetzt werden, von langwelliger Terahertz- bis kurzwelliger Röntgenstrahlung.
Am FHI ist seit 2012 ein FEL in Betrieb, der intensive, gepulste Strahlung im mittleren Infrarot (MIR) erzeugt, die kontinuierlich von 2,8 bis 50 Mikrometer Wellenlänge durchstimmbar ist. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler und Ingenieure am FHI an einem 2-Farben-Ausbau gearbeitet, bei dem ein zweiter FEL-Zweig zur Erzeugung von Strahlung im fernen Infrarot (FIR) bei Wellenlängen zwischen 5 und 170 Mikrometern installiert worden ist. Der FIR-FEL-Zweig umfasst einen neuen Hybrid-Magnet-Undulator, der eigens im FHI gebaut wurde. Des Weiteren wurde hinter dem Elektronen-Linearbeschleuniger (LINAC) eine 500-MHz Kicker-Kavität zur transversalen Ablenkung der Elektronen installiert. Die Kicker-Kavität kann die Richtung der hochenergetischen Elektronenpakete eine Milliarde Mal pro Sekunde ändern.