Medizin

Was haben Alkoholismus und Depressionen gemeinsam?

Krankheitsbilder

Betroffene haben oft Probleme, ihren Alltag zu bewältigen – das haben Alkoholismus und Depressionen gemeinsam. Nicht die einzigen Parallelen, wie sich in zahlreichen Untersuchungen zeigt. Auch die Psyche spielt bei beiden Krankheitsbildern eine entscheidende Rolle. 

Wenn die Psyche krank macht: Bei Alkoholismus und Depressionen entscheidet der Kopf

Untersuchungen zeigen, dass Alkoholismus nicht nur Angstzustände, sondern auch Depressionen und andere psychische Probleme hervorrufen kann. Einige Betroffene geraten sogar in eine Alkoholabhängigkeit, wenn sie unter einer Depression leiden. Ein Teufelskreis der Wechselwirkungen, dessen Durchbrechen häufig viel Mut und Arbeit erfordert.

Studien zeigen sogar, dass Depressionen häufiger in Familien auftauchen, in denen bereits ein Alkoholproblem vorhanden ist. Obwohl die direkte Ursachenverknüpfung (noch) nicht bekannt ist, gehen Wissenschaftler von biologischen und Umweltfaktoren bei der Begünstigung aus. Häufig zeigen sich erste Symptome für eine leichte Depression bereits frühzeitig. Plötzlich wird der Alltag zum Stress und wirkt ermüdend. Die Belastung wird durch Betroffene als kaum noch realisierbar wahrgenommen und es macht sich Resignation breit. Beobachten Betroffene oder darstellende Personen im Umfeld dieser oder ähnlicher Depression Symptome, ist rasches Handeln gefragt.

Fühlen sich Menschen überfordert, suchen sie häufig Ablenkung und Entspannung im Alkohol- oder Drogenkonsum. 2021 waren deutschlandweit ca. 7,9 Millionen Menschen zwischen 18- bis 64-Jährigen alkoholabhängig bzw. konsumierten in gesundheitlich riskanter Menge.

So sehr schadet regelmäßiger Alkoholkonsum dem Gehirn

Deutschlandweit werden pro Kopf mehr als zehn Liter Alkohol konsumiert. Experten sprechen von einem unbedenklichen Konsum von 24 Gramm (bei Männern) bzw. zwölf Gramm (bei Frauen). Wer täglich das Bedürfnis hat, Alkohol konsumieren zu müssen, wird bei über vier Standardgläsern täglich als Alkoholiker eingestuft.

Das Trinken sorgt vielleicht im ersten Moment für ein Hochgefühl und macht den Alltagsstress vergessen, doch das Gehirn leidet enorm darunter. Beim regelmäßigen Alkoholkonsum wird der Botenstoff Gamma-Aminobuttersäure (GABA) verringert. GABA ist ein Neurotransmitter und reguliert die Aktivität der Neuronen. Durch die Reduzierung des Botenstoffes kann es zu verminderter Gedächtnisleistung, Störungen der Aufmerksamkeit sowie zu einem Stimmungsabfall kommen.

Der Alkoholkonsum reduziert auch Endorphine. Sie sind ebenfalls Botenstoffe und landläufig als Glückshormone bekannt. In stressigen Situationen unterstützen sie den Körper und lassen die vermeintlich schwere (mentale) Last weniger herausfordernd erscheinen. Aufgrund des Endorphine-Mangels werden Angstzustände und Depressionen begünstigt.

Kampf gegen Alkoholismus: So wird das Gehirn ausgetrickst

Hat sich der regelmäßige Alkoholkonsum als festes Verlangen manifestiert, bedarf es viel Disziplin und Willenskraft, um dies zu ändern. Zunächst muss der Suchtdruck reduziert werden, um das Gehirn von seinem Verlangen zu entlasten.

Schon kleine Dinge wie Spaziergänge an der frischen Luft oder gemütliches Beisammensein mit Freunden können helfen. Auch körperliche Aktivitäten wie Sport und Tanzen können das Verlangen nach Alkohol reduzieren. Wichtig ist vor allem der richtige Umgang in Situationen, bei denen der Griff zur Flasche ausgelöst wird. Handelt es sich beispielsweise um Stress verursacht durch Arbeit oder das private Umfeld, ist eine Ursachenbekämpfung erforderlich. Zeigt die Eigeninitiative beim Alkoholverzicht keinen Erfolg, ist die Inanspruchnahme professioneller Hilfe durch Therapeuten und geschulte Ärzte empfehlenswert.

Stress als häufige Ursache für zahlreiche Erkrankungen

Deutschland ist gestresst. Untersuchungen zeigen, dass mehr als 63 Prozent aller Bundesbürger regelmäßig das Gefühl von zu viel Druck und Stress verspüren. Das kann verheerende Folgen haben, denn anhaltender Stress ist eine der häufigsten Ursachen für Depressionen. 2022 litten ca. 8,2 Prozent der Bevölkerung an einer (kurzfristigen) Depression, der Großteil davon mit 5,3 Prozent Frauen.

In den letzten Jahren haben sich diese Zahlen deutlich erhöht, genauso wie das gefühlte Stressniveau in der Bundesrepublik. Experten schlagen Alarm, denn Stress verursacht nicht nur Depressionen oder begünstigt Alkoholsucht, sondern kann auch Schlafstörungen und weitere körperliche Leiden hervorrufen. Um den Stress-Teufelskreis zu durchbrechen, ist mehr Achtsamkeit gefragt. Zunächst sollten sich Betroffene fragen, wodurch der Stress ausgelöst wird. Handelt es sich um Unzufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld, gilt es hier etwas zu ändern (beispielsweise Wechsel des Arbeitgebers oder Reduktion der Stundenzahl).

Emotionaler Stress wird häufig durch die eigene Unzufriedenheit in der Partnerschaft hervorgerufen. Auch hier zeigen Umfragen einen eindeutigen Trend: Immer mehr Bundesbürger sind mit ihrem privaten Umfeld und der Partnerschaft unzufrieden. Doch aus Scham, Verlustangst und anderen Gründen bleibt diese Unzufriedenheit häufig unausgesprochen. Mit fatalen Folgen, denn nicht gelebte Emotionen können den Körper im wahrsten Sinne des Wortes belasten und sich beispielsweise auf den Verdauungstrakt oder das Herz-Kreislauf-System schlagen.

Studien zeigten, dass es einen Zusammenhang zwischen negativen Gedanken und körperlichen Symptomen gibt. Dazu gehören Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme. Funktioniert beispielsweise der Magen-Darm-Trakt nicht einwandfrei, kann es zu weiteren körperlichen Leiden kommen: Müdigkeit, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen sowie eine allgemeine Abnahme der Leistungsfähigkeit. Auch hier tut sich ein weiterer Teufelskreis auf, denn die Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit können eine depressive Phase begünstigen. Um sich besser zu fühlen, greifen viele Betroffene zu alkoholischen Getränken.

Experten empfehlen, das eigene Wohlbefinden immer an erster Stelle zu heben. Dazu gehört vor allem ein ausreichender und erholsamer Schlaf. Ideal sind fünf bis sechs Stunden täglich. Wer zu Depressionen und Angststörungen neigt, sollte sich mehr Ruhe gönnen und mindestens sieben Stunden Schlaf einhalten.

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