Täglich treten wir ihn mit Füßen, bauen Häuser und Straßen darauf und produzieren mit seiner Hilfe unsere Lebensmittel. Trotzdem hat der Boden ein denkbar schlechtes Image und ist für die meisten nichts weiter als eine Handvoll Dreck. Dabei gäbe es ohne ihn wohl kaum Leben auf den Kontinenten und selbst das Klima sähe völlig anders aus.
Der Boden, die Region zwischen Vegetation und Festgestein, fristet im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein. Ob Schwarzerde, Pseudogley oder Ranker – die wahren Qualitäten eines Bodens verbergen sich stets unsichtbar unter der Oberfläche. Doch welcher Bodentyp sich auch immer unter dem heimischen Rasen versteckt, so nimmt er doch stets Einfluss auf die Vegetation an der Oberfläche, die Grundwasserqualität und sogar den Kohlendioxidgehalt der Luft.
Doch was genau ist nun eigentlich der Boden und welche Rolle spielen Mineralien, Humus und Wassergehalt für seine Fruchtbarkeit? Wer ahnt schon, dass bei der Gartenarbeit mit jedem Spatenstich mehrere hundert Jahre Entwicklungsgeschichte auf der Schaufel landen? Ganz zu schweigen von den Milliarden Kleinstlebewesen, die rund um die Uhr wahre Schwerstarbeit leisten, um aus Laub und organischen Abfällen wertvollen Humus zu produzieren. Dabei ist diese oberste belebte Bodenschicht zumeist nur die Spitze des Eisberges. Denn mehrere dutzend Meter kann ein Boden in die Tiefe reichen. Seine Vielfalt ist erstaunlich und reicht von sandig bis tonig über nass oder trocken bis hin zu unterschiedlichsten Farben von leuchtendrot bis tiefschwarz.
Am Anfang der Bodenentwicklung steht die Verwitterung: Sonne, Eis und Wasser zerlegen die Gesteine in ihre kleinsten Bestandteile. Diese können erst dadurch von den Pflanzen als Nährstoffe genutzt werden. Aber das verwitterte Gestein allein macht noch keinen vollwertigen Boden. Denn auch wenn nur rund fünf Prozent eines Bodens aus organischem Material bestehen, so gibt dieser kleine Anteil doch erst die richtige Würze für den fruchtbaren Mix. Je nach Klima, Gesteinsuntergrund, Bewuchs oder Hangneigung entwickelt sich so einer von rund 20 Bodentypen, die in Mitteleuropa unterschieden werden.
Doch trotz dieser verwirrenden Vielfalt haben fast alle Böden einen ähnlichen Aufbau und gliedern sich in Unter- und Oberboden sowie einen mehr oder weniger verwitterten Untergrund. Doch wie genau wird nun aus einem Haufen Sand ein fruchtbarer Boden und wieso dauert die Bodenbildung in manchen Regionen nur wenige Jahrzehnte, in anderen hingegen mehrere zehntausend Jahre? Erstaunlich schwer hat es ein Boden in dieser Zeit: er kann verbrennen, auslaugen, verwittern, ersticken, übersättigen oder sogar ertrinken. Hinzu kommt die Versiegelung durch den Menschen: Jede Sekunde werden in Deutschland 15 Quadratmeter Boden asphaltiert und weltweit geht auf diese Weise pro Jahr sogar eine Fläche von der Größe des Bodensees verloren.
Inhalt:
- Zeitreise im Hochgebirge
Böden und ihre Entwicklungsstadien - Stockwerkbau untertage
Das ABC der Horizonte - Kohlendioxidsenken oder CO2-Schleudern?
Wie der Boden das Klima beeinflusst - Feinstaub und Antibiotika
Boden im Belagerungszustand - Wenn der Boden den Bach runtergeht…
Plötzlicher Aufbruch oder schleichender Verfall - Boden unter Druck
Versiegelung auf dem Vormarsch - Das Universum unter uns
Wenn wieder mal der Wurm drin ist… - Schutz der Vielfalt
Bodenmosaik im Atlas - Das kleine Boden-ABC
Bodentypen im Überblick
Andreas Heitkamp
Stand: 22.07.2005