Er ist tiefer als der Grand Canyon, unzugänglicher als der Mount Everest und noch immer kaum erforscht: Der Nazaré-Canyon ist Europas tiefste und längste Schlucht. Doch er liegt nicht in einem Gebirge, sondern im Ozean: Vor der Küste Portugals schneidet er eine 210 Kilometer lange und bis in 4.300 Meter Tiefe reichende Kerbe in den Meeresboden. Er ist aber nur einer von vielen Unterwasser-Canyons am Sockel unseres Kontinents.
Rund um die Schelfgebiete Europas haben sich Unterwasser-Schluchten tief in die Ozeanhänge eingegraben, auch entlang der Sockel der anderen Kontinente finden sie sich. Einige scheinen die Betten großer Flüsse wie des Amazonas oder des Nils ins Meer hinein zu verlängern, andere schneiden scheinbar aus dem Nichts kommend den Kontinenthang ein. Wie aber sind diese Unterwasser-Canyons entstanden? Und welche Rolle spielen sie heute für die Dynamik aber auch Ökologie der Unterwasserwelt rund um unsere Kontinente? Antworten auf diese Fragen haben Forscher erst in den letzten Jahren begonnen zusammenzutragen. Die Welt dieser und anderer Unterwasser-Canyons ist bisher alles andere als gut erforscht.
Inhalt:
- Giganten unter dem Meer
Was macht die Unterwasser-Canyons so besonders? - Killerwellen an der Unterwasser-Schlucht
Das Geheimnis des Nazaré-Canyons - Eiszeit, Flüsse, Kontinentsprünge
Wie entstanden die Unterwasser-Canyons? - Schlamm als Schlüssel
Die Rolle des Sediments bei der Canyonbildung - Urzeit-Krise im Mittelmeer
Ein ausgetrockneter Ozean als Schluchtenbauer - Viele kleine Nischen
Unterwasser-Canyons als Lebensraum
Nadja Podbregar
Stand: 21.09.2012