Sie ist das Werkzeug, auf das Wissenschaftler schon lange gewartet haben: die Genschere CRISPR/ Cas9. Wohl kaum ein molekularbiologisches Verfahren hat in den letzten Jahren so viel Furore gemacht wie diese Methode. Kein Wunder, schließlich gelingen mit der Genschere erstmals einfache, buchstabengenaue und erschwingliche Eingriffe in das Erbgut von fast jedem Organismus. Das weckt große Hoffnungen – aber auch Ängste.
Vor fast fünf Jahren veröffentlichten die Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna einen wegweisenden Aufsatz in einer renommierten Fachzeitschrift. Darin beschrieben sie, wie sich mit einem Molekül-Komplex jede beliebige DNA-Sequenz aus dem Erbgut von Bakterien ausschneiden und durch eine andere ersetzen lässt.
Was bei den Bakterien eigentlich ein Mechanismus der adaptiven Immunantwort ist und dem Schutz vor Virenangriffen dient, öffnete in der von dem Team entwickelten Form neue Türen im Bereich der Gentechnik. Seither haben unzählige Wissenschaftler die universell einsetzbare Methode auch bei Tieren und an menschlichen Zellen ausprobiert.
Die Hoffnung: In Zukunft könnten zum Beispiel erblich bedingte Erkrankungen mithilfe der Genschere einfach geheilt und Überträger gefährlicher Krankheiten ausgemerzt werden. Doch wie weit dürfen solche Eingriffe gehen? Viele ethische Fragen rund um den Einsatz des neuen Werkzeugs sind noch offen – und seine Erfinder streiten derweil darum, wem die Verwertungsrechte zustehen.
Inhalt:
- Entdeckung einer Allzweckschere
Genom-Editierung nach dem Prinzip "Copy and Paste" - Ein Segen für die Medizin?
Kampf gegen Erbkrankheiten und Seuchenüberträger - Schattenseiten einer Wundertechnik
Von Turboevolution und Designerbabys - Streit um Ehre und Milliarden Dollar
Wem steht das Patent für die Genschere zu?
Daniela Albat
Stand: 27.01.2017