Eines der Hauptprobleme bei der Suche nach alten „Narben“ der Erde auf den Kontinenten ist die Beschaffenheit der kontinentalen Kruste. Ihre oftmals turbulente Geschichte macht eine Rekonstruktion der ursprünglichen Form extrem schwer, die Spuren der „Narben“ sind verwischt.
Ganz anders dagegen ist dies bei der ozeanischen Kruste, dem Meeresboden. Ihre Entstehung und Struktur ist für Geowissenschaftler noch relativ leicht nachzuvollziehen: An den mittelozeanischen Rücken quillt Magma aus dem Erdmantel auf und erkaltet an der Oberfläche. Entlang dieser Austrittspalte entsteht mit der Zeit ein langgezogener Gebirgsrücken – meistens unterseeisch, wie beim sich von Norden nach Süden durch den Atlantik erstreckenden mittelatlantischen Rücken.
Die ständig nachdrängende Schmelze aus dem Erdinneren spaltet diese Aufwölbung aus älteren Lava- und Gesteinsschichten jedoch immer wieder auf und drängt sie zur Seite. Als Folge wird der Ozeanboden auf beiden Seiten des Rückens langsam weggedrückt, er bewegt sich in Richtung der Kontinentränder. Dieser Prozess ist es auch, der die vor rund 250 Millionen Jahren noch vereinten Kontinente Afrika und Südamerika immer weiter auseinandertreibt.
Die Produktion ozeanischer Kruste an den mittelozeanischen Rücken läuft mehr oder weniger kontinuierlich ab. Die Ozeanböden zeigen deshalb eine sehr einfache Alterszonierung: Mit zunehmender Entfernung vom Rücken wird die Kruste nach beiden Seiten hin immer älter. Wie an gigantischen Jahresringen lässt sich so die allmähliche Neubildung der Ozeankruste nachvollziehen.
Stand: 13.04.2002