Die Folgen eines solchen Supervulkan-Ausbruchs in der heutigen Zeit wären fürchterlich. Der gesamte Erdball wäre betroffen und würde in einem vulkanischen Winter versinken, den die moderne Menschheit noch nicht erlebt hat.
Jährlich brechen etwa 50 gewöhnliche Vulkane weltweit aus, aber nur wenige Ausbrüche haben weltumspannende Folgen. 1991, als der Pinatubo auf den Philippinen ausbrach, registrierten die Klimaforscher einen globalen Temperaturrückgang um 0,5 Grad Celsius. Weitaus gravierender waren die Konsequenzen, als 1815 der Tambora auf Indonesien explodierte. Es kam zu einer weltweiten Kältewelle, in deren Gefolge die mittlere Temperatur in Europa um 2,5 Grad Celsius absank. Ein Jahr später bescherte diese Klimaänderung den USA Schnee im Sommer und die Jahre bis 1819 gingen als die kältesten der letzten Jahrhunderte auf der Nordhalbkugel in die Annalen der Klimaforschung ein.
Bei einem Vulkanausbruch werden Asche und Schwefelgase – die in der Luft mit Wasserdampf Schwefelsäure-Aerosole bilden – bis in die Stratosphäre geschleudert. Dieser Ascheschleier kann sich über den gesamten Erdball verteilen und so das globale Klima beeinflussen. Asche und Schwefelverbindungen wirken wie ein Schild in der Atmosphäre, der die Sonnenstrahlung nicht mehr ungehindert durchläßt. Auf diese Weise kommt es zu einer Abkühlung der Erdoberfläche. Ein ähnliches Phänomen würde auch nach einem Atomkrieg auftreten und wird dann als nuklearer Winter bezeichnet.
Forscher haben herausgefunden, dass der letzte Ausbruch eines Supervulkans vor 74.000 Jahren stattfand. Es war der Toba auf Sumatra und seine Explosion hinterließ eine Caldera von 100 Kilometern Länge und 60 Kilometern Breite. Sie wird heute vom Toba-See bedeckt. Damals wurden schätzungsweise 3.000 Kubikkilometer vulkanisches Material hervorgeschleudert. Durch die emporgestiegene Asche hat sich das Weltklima vermutlich um fünf Grad Celsius abgekühlt. Ein solcher Temperatursturz würde dafür sorgen, dass in Westeuropa, wo heute dank des Golfstromes relativ milde Verhältnisse herrschen, ein Klima wie in Sibirien einkehren würde.
Möglicherweise hat die Katastrophe von Toba die damalige Menschheit an den Rand der Ausrottung gebracht. Alle größeren Massensterben werden mit globalen Klimaveränderungen – ausgelöst durch Vulkane oder Meteoriteneinschläge – in Verbindung gebracht. Mithilfe genetischer Analysen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es mindestens einmal eine große Krise in der Menschheitsgeschichte gab, in der unsere Vorfahren fast ausgelöscht wurden. Dieses große Menschensterben hat vor ungefähr 70.000 bis 80.000 Jahren eingesetzt und überschneidet sich zeitlich mit der Katastrophe am Toba. Die damalige Menschheit wurde dabei auf 5.000 bis 10.000 Individuen dezimiert. Auslöser hierfür könnte der Ausbruch des Toba gewesen sein, mit Sicherheit lässt sich dies jedoch nicht sagen.
Ginge der Yellowstone Park in die Luft, könnte es ähnliche Folgen haben. Über Tausende von Kilometern hinweg würde Asche das Land verhüllen wie eine Schneedecke. Die Klimazonen würden sich dramatisch verschieben und in den großen Kornkammern der Welt würde das Getreide nicht mehr reifen. Hierdurch könnten mehrere Jahre lang die Ernten ausfallen und weltweite Hungersnöte nach sich ziehen. Es wäre also ein durchaus realistisches Szenario, dass weltweit Millionen, vielleicht sogar Milliarden Menschen an den Folgen des Supervulkan-Ausbruchs sterben würden.
Stand: 19.11.2000