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Bis zu 300 Liter Sauerstoff täglich benötigt ein Termitenbau, damit die Millionen von Individuen in seinen zahlreichen Gängen, Korridoren und Zellen überleben können. Doch die Bauten der Tiere liegen häufig unterirdisch oder sind von einer knochenharten äußeren Hülle umgeben.
Dennoch gelingt es den Termiten immer genügend Sauerstoff hinein und giftiges Kohlenstoffdioxid hinaus zu schaffen. Verantwortlich dafür ist eine ausgeklügelte „Klimaanlage“, die die Bauten mit Frischluft beliefert und zu dem für perfekte Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgt.
Belüftungssystem schafft perfektes Mikroklima
Im Keller des Termitenbaus wohnen und arbeiten die meisten Tiere. Hier befinden sich beispielsweise die Pilzgärten, hier wird aber auch die Brut aufgezogen. Dementsprechend herrscht im Untergeschoss oft „dicke Luft“. Im Mittelpunkt des Belüftungssystems in den Termitenbauten steht deshalb häufig ein zentraler Kamin, der hier seinen Ursprung hat. In ihm steigt die warme, Kohlenstoffdioxid-reiche Luft aus dem Untergeschoss des Baus auf, die anschließend weiter oben über zahlreiche Seitengänge zur Seite abfließt.
An der Außenwand des Baus angekommen, kühlt sich die Luft ab und sackt dann durch vertikale Tunnel allmählich wieder nach unten. Über winzige Poren in der Nesthülle gelangt Sauerstoff in den Luftstrom und CO2 und Methan werden laufend entsorgt. Das so aufgepeppte Gasgemisch setzt seinen Weg abwärts fort und erreicht schließlich wieder den Keller des Termitenbaus. Anschließend beginnt der ganze Kreislauf von vorn.
Die Termiten sind so in der Lage, das Mikroklima im Inneren des Baus genau auf ihre Belange einzustellen. Bei vielen Termitenarten herrschen darin Temperaturen von um die 30° C und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent, so haben Forscher ermittelt. Selbst unter extremen Umweltbedingungen oder bei großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht variieren diese Werte im Laufe des Tages nur geringfügig. Droht dennoch einmal eine zu starke Abkühlung oder eine Überhitzung des Baus, greifen Arbeiter-Termiten ein, indem sie beispielsweise die Belüftungsgänge verschließen oder zusätzliche öffnen.
Sollte es in der Umgebung der Termitenbauten an Niederschlägen mangeln, können viele Termitenarten unterirdische Grundwasserreserven anzapfen, um die Luftfeuchtigkeit im Bau stabil zu halten. Wissenschaftler haben teilweise über 30 Meter tiefe Schächte unter den Termitenbauten gefunden, die nur einem Zweck dienten: der Wasserversorgung.
Orientierung am Erdmagnetfeld
Einen besonderen Trick zur Klimaregulierung ihrer Nester haben sich die Kompasstermiten Amitermes meridionalis einfallen lassen, die in den Savannen Nord-Australiens leben. Ihre Bauten sind circa drei Meter hoch und drei Meter lang, aber nur 20 bis 30 Zentimeter breit. Sie sind streng nach dem Erdmagnetfeld ausgerichtet, wobei ihre Längsachse genau in Nord-Süd-Richtung liegt.
Das hat den Vorteil, dass die Sonne sowohl am frühen Morgan als auch am späten Nachmittag die Breitseite der Hügel bescheint und so den Bau erwärmt. Zur heißesten Tageszeit um den Mittag herum dagegen, wird nur der schmale „Gipfelgrat“ von der Strahlung getroffen und die Temperatur im Inneren der Termitenhäuser bleibt erträglich.
Stand: 17.03.2006