Die Idee, den Atlantik mit dem Pazifik über eine Wasserstraße zu verbinden, ist wohl so alt wie die Entdeckung des Pazifik durch den Spanier Vasco Núñez de Balboa im Jahre 1513. Zu seiner Zeit mussten die Schätze Mittelamerikas noch mühsam über Mauleselpfade von Küste zu Küste transportiert werden. Erst ab 1858 gab es eine Eisenbahnlinie über die Landenge hinweg und erleichterte so den Warentransport. Bis zum Bau des Kanals sollten jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen. Bis im Jahr 1914 schließlich das erste Schiff den Kanal durchfuhr, mussten 75.000 Menschen über zehn Jahre an dem Jahrhundertbauwerk arbeiten. Ein Drittel der Arbeiter kam dabei ums Leben. Ein hoher Preis für das technische Meisterwerk, das damals gerne als das achte Weltwunder bezeichnet wurde.
Den ersten Spatenstich machten die Franzosen
Ernsthafte Überlegungen zur Durchschneidung der zentralamerikanischen Landenge diskutierten erstmals die Mitglieder des Internationalen Geografischen Kongresses im Jahr 1871. Vier Jahre später folgt ein weiterer Kongress mit Fachleuten aus 22 Ländern, die Expeditionen organisieren, um eine geeignete Kanalroute zu erarbeiten. Mit dem „Held des Suez-Kanals“, dem Franzosen Ferdinand Lesseps als Projektleiter beginnt dann die eigentliche Geschichte des Kanals.
Nach Lesseps Plänen, einen Kanal auf Meereshöhe entlang der bestehenden Eisenbahn zu bauen, wird das Projekt im Jahre 1881 gestartet. Malaria, Gelbfieber und andere Tropenkrankheiten sowie Fehlplanungen zwingen Lesseps jedoch, nach acht Jahren Arbeit und 20.000 Todesfällen das Projekt vorübergehend aufzugeben. Auch die Neugründung der Kanalgesellschaft und die Verlängerung der Baukonzessionen von Kolumbien helfen den Franzosen nicht, so dass 1898 die Arbeiten endgültig eingestellt werden – zurück bleibt eine sumpfige Rinne.
Zweiter Versuch – Amerika
In den Jahren 1899 bis 1903 verhandeln die Amerikaner mit den Kolumbianern über Baukonzessionen. Als Triebfeder galt damals neben Handelsinteressen sicherlich auch militärische Überlegungen: Wer den Kanal kontrolliert, kann auch Kriegsschiffe vergleichsweise schnell von einem Oezan in den nächsten transportieren. Als Panama schließlich 1903 durch die Schützenhilfe Amerikas seine Unabhängigkeit erklärt, treten die vorher geheim ausgehandelten Verträge zwischen den beiden Staaten in Kraft. Die Amerikaner hatten danach das Recht, innerhalb einer Zone mit politischem Sonderstatus den Kanal zu bauen, zu betreiben und zu schützen. Das Eigentum der alten Kanalgesellschaft wird von den USA erworben.
Aber auch die Amerikaner haben große Probleme den Kanalbau voran- zutreiben. Wegen schlecht ausgebildeter Arbeitskräfte und ausbrechenden Tropenkrankheiten scheint auch dieses Projekt zu scheitern. Der Militärarzt William Crawford Gorgas fordert mehr Finanzmittel für den Gesundheitsbereich, wird aber in den fernen USA nicht erhört. Er ist davon überzeugt, dass die Malaria durch Mücken übertragen wird – was damals noch nicht bewiesen war – und bekämpft diese so gut er kann. Der 1905 zum Chefingenieur berufene John Stevens legt den Schwerpunkt auf die Eindämmung der Mückenplage und hat damit Erfolg. Zudem treibt der Ausbau der Eisenbahn den Kanalbau voran.
Schleusen contra Meereshöhe
Erst 1906 entscheidet man sich endgültig für einen bestimmten Kanaltyp. Der lake-and-lock-Typ (Stauseen und Schleusen) wird dem Kanal auf Meereshöhe vorgezogen. Den schwierigsten Bauabschnitt des Kanals stellte die Überwindung beziehungsweise Durchschneidung der kontinentalen Wasserscheide dar. Der fast 100 Meter hohe Bergrücken musste auf einer Strecke von 13 Kilometern 80 Meter tief durchschnitten werden. An dem Culebra-Durchstich oder Gaillard-Cut, arbeiten täglich 6000 Mann und sie vollenden ihn 1913 nach sieben Jahren Tätigkeit.
Die Kanalbauer erschaffen durch die Aufstauung des Rio Chagres den damals zweitgrößten Stausee der Welt, den Gatun-See. Er liegt 26 Meter über dem Meeresspiegel und wird durch eine Staumauer mit 30 Meter Kronenbreite gehalten. Für die Flutung des Gatun-Sees auf das heutige Niveau brauchte es mehrere Jahre. An der Pazifikseite entstand der Miraflores See durch die Stauung des Rio Grande. Mit dem Abschluss der Arbeiten an den Schleusen im Mai 1913, der größten Betonkonstruktion der damaligen Zeit, sind die aufwändigsten Arbeiten am Kanal abgeschlossen. Doch erst am 07. Januar 1914 durchfährt das französische Kranschiff Alexandre La Valley als erstes Schiff vollständig durch den Kanal. Die offizielle Eröffnungsfeier am 15. August 1914 wird allerdings durch den bevorstehenden Ersten Weltkrieg überschattet.
Stand: 27.10.2006