Schon die Entdeckungsgeschichte von Ceres zeigt die Sonderstellung dieses Kleinplaneten. Denn das mit knapp 1.000 Kilometern Durchmesser größte Objekt des Asteroidengürtels war der erste im Sonnensystem entdeckte Asteroid – und wurde prompt zunächst für einen echten Planeten gehalten.
Lichtpunkt am richtigen Ort
Kein Wunder: Als der italienische Astronom Giuseppe Piazzi 1801 diesen Lichtpunkt zwischen der Mars- und Jupiterbahn aufspürte, lag dieser genau dort, wo den theoretischen Berechnungen nach noch ein Planet im Sonnensystem fehlte. Denn die Kräfte- und Bewegungsverhältnisse der bekannten Planeten legten eine bestimmte Abstandsfolge der Sonnenbegleiter nahe – und die Lücke zwischen Mars und Jupiter passte nicht ins Bild. Position und Bahn von Ceres schienen diese Lücke perfekt zu füllen.
Erst rund 50 Jahre später kamen Zweifel daran auf, dass es sich bei diesem Objekt wirklich um einen vollwertigen Planeten handelte. Denn inzwischen waren zahlreiche weitere, kleinere Asteroiden in der gleichen Himmelsregion entdeckt worden. Wäre Ceres aber ein echter Planet, hätte er diese kleineren Brocken längst anziehen und sich einverleiben müssen.
Nicht gefegt
Heute ist klar, dass es sich bei Ceres zwar um einen echten Riesen des Asteroidengürtels handelt, aber noch nicht ganz um einen vollwertigen Planeten. Denn auch wenn er ein Drittel der Masse aller Asteroiden des Sonnensystems auf sich vereinigt, annähernd kugelförmig ist und auch eigenständig um die Sonne kreist, fehlt ihm eine entscheidende Eigenschaft zum echten Planeten: Er hat seinen Vorgarten nicht gefegt – seine Umlaufbahn ist nicht durch seine Schwerkraft oder Kollisionen freigeräumt.
Für Objekte wie Ceres, die zwar größer als die normalen Asteroiden sind, aber die Kriterien für einen „echten“ Planeten nicht erfüllen, hat die Internationale Astronomische Union im Jahr 2006 daher eine eigene Kategorie von Himmelskörpern aufgestellt: die Zwergplaneten. Zu den ersten Mitgliedern dieser Liga der Kleinplaneten gehören neben Ceres auch Eris und der ehemalige neunte Planet des Sonnensystems, Pluto.
Wassereis und Kohlenstoff?
Besonders spannend an Ceres ist jedoch nicht nur seine Größe und Lage im Asteroidengürtel, auch die Zusammensetzung macht ihn interessant: Denn er könnte zu 17 bis 27 Gewichtsprozent aus Wasser bestehen – immerhin so viel, dass es dem Fünffachen der irdischen Süßwasservorräte entspricht. Vermutlich liegt dieses Wasser in Form einer zehn Kilometer dicken Eiskruste vor, die den steinigen Kern umschließt. Damit könnte Ceres der sonnennächste Vertreter eines so eisreichen Himmelskörpers im Sonnensystem sein.
Spektralanalysen des von der Oberfläche des Kleinplaneten zurückgeworfenen Lichts deuten zudem darauf hin, dass es auf Ceres neben Wasser auch Karbonatgestein geben könnte. Diese kohlenstoffhaltigen Verbindungen entstehen oft, wenn Wasser verdunstet oder verdampft. Noch ist alles Weitere unklar, Forscher halten es aber durchaus für möglich, dass der Kleinplanet in seiner Vergangenheit einmal lebensfreundlicher war und sogar flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche besaß. Ob das tatsächlich der Fall war, könnten die Daten der Raumsonde Dawn im Jahr 2015 verraten.
Nadja Podbregar
Stand: 13.12.2013