Ob wir es wollen oder nicht – um Beta-Carotin kommen wir kaum herum. Die Vorstufe des Vitamin A ist in zahlreichen Gemüsen und Früchten wie Karotten, rotem Paprika, Spinat, Mangos oder Aprikosen von Natur aus enthalten. Varianten dieses Pflanzenfarbstoffs werden jedoch auch von der Lebensmittelindustrie gerne verwendet, denn er sorgt dafür, dass Butter und Margarine schön gelb aussehen und gibt bunten Limonaden ihre Farbe.
Doch Beta-Carotin färbt nicht nur, es ist auch lebensnotwendig. Der Köper braucht dieses und andere Carotinoide für Haut und Augen, für Wachstum und Knochenentwicklung. Die Frage ist allerdings, wie viel davon brauchen wir wirklich? Lange Zeit wurde Beta-Carotin, oft gemeinsam mit Vitamin A und E, als „Raucher-Vitamin“ vermarktet. Bis zu 20 Milligramm des antioxidativen Wirkstoffs, täglich eingenommen, sollten vorbeugend gegen Bluthochdruck und vor allem gegen Lungenkrebs helfen.
Mehr Krebs bei Rauchern
Aber stimmt das auch? Genau das wollten in den 1990er Jahren gleich zwei große Erhebungen, die ATBC-Studie in Finnland und die CARET-Studie in den USA, herausfinden. Mehr als 29.000 männliche Raucher in Finnland und 18.000 männliche Raucher und Asbestarbeiter in den USA erhielten entweder ein Placebo oder aber Dosierungen von 15 bis 30 Milligramm Beta-Carotin pro Tag – teilweise in Kombination mit Vitamin E oder A. Die Wissenschaftler erwarteten in beiden Fällen eine positive Wirkung auf das Lungenkrebsrisiko bei diesen Hochrisikopatienten.
Doch das Gegenteil geschah: In der ATBC-Studie stieg die Häufigkeit von Lungenkrebs in der mit Beta-Carotin behandelten Probandengruppe um 18 Prozent, in der CARET-Studie sogar um 28 Prozent. Bei letzterer erhöhten sich auch die Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen dramatisch um fast ein Viertel. Aufgeschreckt durch diese Ergebnisse brachen die Forscher die CARET-Studie 21 Monate vor ihrem geplanten Ende ab – einem solchen Gesundheitsrisiko wollten sie ihre Versuchsteilnehmer nicht länger aussetzen.