Der Mensch ist bei weitem nicht das einzige Lebewesen, das für bestimmte Aktionen eine Hand, ein Auge oder einen Fuß bevorzugt. Ganz im Gegenteil. Das Phänomen der Händigkeit zieht sich quer durch das Tierreich – allerdings in ganz unterschiedlicher Weise.
So sind die Krähen auf einer Inselgruppe vor der australischen Küste ausgeprägte „Rechtsbeißer“. Die Vögel halten sich ein Blatt mit dem Fuß rechts an den Schnabel und knabbern es dann so in Form, dass daraus ein Werkzeug für das Stochern nach Insekten wird. Viele Papageienarten sind dagegen Linksfüßer. Nahrung ergreifen sie grundsätzlich mit links und auch beim Klettern ist es dieser Fuß, der die Hauptarbeit leistet. Die rechte Seite dient dagegen vorwiegend als Standbein. Warum das so ist, weiß bisher niemand so genau.

Hühnerküken sind rechtsäugig
Für die Ursachen einer anderen Präferenz, die „Rechtsäugigkeit“ vieler Vögel, darunter Tauben und Hühnern, gibt es dagegen bereits erste Hypothesen: Diese so genannte visuelle Asymmetrie entsteht nach Ansicht von Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum, dadurch, dass der Kopf der Küken im Ei so gedreht liegt, dass das rechte Auge näher an der Eischale liegt, das linke aber vom Körper verdeckt wird. Dadurch erhält das rechte Auge mehr Licht und damit optische Reize, die die Entwicklung des Sehsinns auf dieser Seite stimulieren
„Wenn sie nun hingehen und fragen würden würde, ist dies eine Asymmetrie des Gehirns? Dann wäre meine Antwort: ja“, erklärt Güntürkün in einem Interview mit dem Deutschlandradio. „Fragen Sie: Ist sie vererbbar, wäre meine Antwort ebenfalls: ja.“ Aber, so betont der Forscher, ausschlaggebend dafür ist eben kein Gen im visuellen System selbst, sondern die indirekte Wirkung der Gene, die die Position des Kükens im Ei bestimmen. Letztlich ist die Äugigkeit der Tauben und Hühner damit quasi ein „Nebenprodukt“ eines ganz anderen Prozesses.