Neue Dynamik bekommt die Erforschung der arktischen Regionen aber wieder im 16. und 17. Jahrhundert. Vasco da Gama hat 1498 für Portugal den Seeweg nach Indien und in die sagenumwobenenen Gewürzländer entdeckt. Magellan dringt gut 20 Jahre später auf dem westlichen Seeweg über die Magellanstraße in den Pazifik vor. Der Handel mit Gewürzen blüht und Portugal, aber auch Spanien, steigen in kürzester Zeit zu Weltmächten auf.
Es sind deshalb vor allem englische und niederländische Entdecker, die versuchen, auf anderen Wegen ins Handels-„Eldorado“ im Fernen Osten zu gelangen. Denn sie sind von den südlichen Routen in den Stillen Ozean abgeschnitten. Was liegt daher näher, als den Seeweg entlang der russischen und nordamerikanischen Küsten zu suchen, um ans Ziel aller Träume zu gelangen. Vielleicht – so die Hoffnung der Entdecker und ihrer „Mäzene“ – gibt es ja sogar einen Weg direkt über den Nordpol.
Die ersten Expeditionen stehen zunächst noch unter keinem guten Stern. Zu sehr mangelt es den ausgesandten Flotten und ihren Kapitänen, die meist von Handelsgesellschaften ausgerüstet werden, an Erfahrung und Kenntnissen, um die Reisen ins Ungewisse problemlos überstehen zu können.
Trotzdem gibt es schon bald erste Erfolge zu vermelden. So machen sich die Briten Willoughby und Chancellor 1553 mit drei Schiffen auf die Suche nach der Nordostpassage. Die finden sie zwar nicht, immerhin erreicht aber Chancellor mit seinem Schiff das Weiße Meer und stößt von da aus bis nach Moskau vor, wo er intensive Handelsbeziehungen knüpft. Willoughby dagegen muss das Streben nach Ruhm und Reichtum in arktischen Gewässern mit dem Leben bezahlen.
Winter im Nordpolarmeer
Ende des 16. Jahrhunderts ist es dann der niederländische Kapitän Willem Barentsz, der neue Maßstäbe bei der Erforschung der Arktis setzt. Ebenfalls auf der Suche nach der Nordostpassage erreicht er 1596 die Bäreninsel, entdeckt Spitzbergen wieder und umrundet anschließend sogar die Nordspitze von Nowaja Semlja, bis schließlich gewaltige Eismassen die Weiterfahrt verhindern.
Da auch der Rückweg versperrt ist, werden Barentsz und seine Männer sogar zu Pionieren: Als erste Europäer verbringen sie einen ganzen Winter im Nordpolarmeer. Dabei lernen sie Eisberge, Polarbären und die samojedischen Ureinwohner kennen. Sogar für eine Partie Golf finden sie im Laufe der Monate im Eis Zeit.
Richtung Westen
Doch nicht nur die Nordostpassage ist das Ziel der Seefahrer, auch der westliche Weg in den Pazifik wird immer interessanter. Der erste, der die Nordwestpassage in Angriff nimmt, ist der Brite Martin Frobisher, der 1576 mit einigen Schiffen immerhin bis zur Baffin-Insel gelangt, bevor er nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit einigen Inuit zur Umkehr gezwungen wird.
Viel weiter westlich kommt gut 30 Jahre später Henry Hudson, der die später nach ihm benannte Hudsonstraße und die Hudsonbai entdeckt. Baffin dagegen dringt wenige Jahre später mit seinem Schiff Discovery entlang der Westküste Grönlands sogar bis zum 78. Breitengrad vor und kartiert dabei große Teile der grönländischen Küste und von Baffin Island. Einen echten Hinweis auf die Nordwestpassage finden jedoch auch Hudson und Baffin nicht.
Dafür beginnt schon bald der Handel mit den Trappern in Nordamerika zu blühen. Pelzhandelsgesellschaften wie die berühmte Hudson Bay Company schießen in Nordamerika wie Pilze aus dem Boden. Nach dem Motto „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ rückt dadurch die Suche nach dem Seeweg in den Pazifik erst einmal in den Hintergrund.
Stand: 27.05.2002