Die Frage, wie durchlässig die Eiskruste Europas ist, könnte für mögliches Leben auf dem Jupitermond entscheidend sein. Im Jahr 2011 entdeckten Britney Schmidt von der University of Texas in Austin und ihre Kollegen neue Hinweise darauf, dass die Eiskruste von Europa weniger undurchdringlich sein könnte als zunächst angenommen. Sie hatten Aufnahmen der Raumsonde Galileo analysiert, die ungewöhnliche Landschaftsformen auf dem Eismond zeigten: die Chaos Terrains, zwei rundliche, unebene Formationen im Eis.
Um herauszufinden, wie diese Formationen entstanden waren, gingen die Forscher zunächst von ganz ähnlichen Phänomenen in irdischen Eisdecken aus. Denn im Schelfeis und auf Gletschern, die über subglazialen Vulkanen liegen, gibt es Ähnliches. Basierend auf diesen Formationen und dem über deren Entstehung bekannten Daten und Fakten, entwickelten Schmidt und ihre Kollegen ein Modell, wie auch das Chaos Terrain auf Europa gebildet worden sein könnte.
Höhlen im Eis
Die Ergebnisse der Simulationen waren äußerst interessant. Denn sie sprachen dafür, dass es in der Eiskruste Europas Seen geben könnte – wassergefüllte Höhlen auf halbem Wege zwischen der Oberfläche und dem Ozean. Über die zahlreichen Risse im zerklüfteten Terrain der über den Seen liegenden Chaos-Formationen könnten reichlich Sauerstoff und organische Verbindungen in das Wasser dieser flachen Wasserlinsen im Eis gelangen.
Das aber könnte auch diese subglazialen Seen zu einer Brutstätte des Lebens machen. Im Laufe der Zeit dann könnten größere Verwerfungen im Eis diese Höhlen aufbrechen lassen und eine Verbindung auch zum darunterliegenden Ozean schaffen. „Wir sehen nun, dass Europa zwar eine dicke Kruste besitzt, diese aber gigantische flache Seen enthalten könnte, die eine Durchmischung fördern“, erklärt Schmidt. „Das könnte Europa und seinen Ozean habitabler machen.“
Nadja Podbregar
Stand: 21.02.2014