Automatische Barkeeper, miteinander redende Handys, ein innovativer Roboterbaukasten und ein Erkennungssystem für Audio-Manipulationen und Musik-Plagiate: An fasiznierenden Ideen und innovationen mangelt es der IT-Branche auch in diesem Jahr nicht.
Boris, der Robo-Barkeeper
„Sie haben 1,3 Promille Alkohol erreicht und sollten Ihr Auto stehen lassen“ – Boris, die sprechende Barkeeper-Maschine weiß alles über Getränke, das Mixen und Trinken und er weiß auch, was seine Gäste schon konsumiert haben. Die sprechende Barkeeper-Maschine mit einem „Dialog-System zur multi-modalen Interaktion“, das bequem per Sprache und Touchscreen bedient werden kann, gibt Tipps zu den Getränken und warnt vor zu hohem Alkoholkonsum.
Die Maschine reagiert auf alles, ganz egal, ob einzelne Kommandos nacheinander gesprochen werden, um sich einen Drink selber zusammenzustellen, oder ob aus einer Datenbank fertige Rezepte abgerufen werden. Hintergrund des Projekts sind neue Erkenntnisse im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion und daraus entstehende Lösungen für das zukunftsweisende E-Home. Entwickelt wurde Boris von Regensburger Informationswissenschafts-Studenten, er ist auf der CeBIT am Gemeinschaftsstand Bayern Innovativ in Aktion zu sehen.
Datenaustausch – selbst auf dem Mond
Ob in der U-Bahn, auf hoher See oder im Fahrstuhl: Mit der von drei deutschen Diplom-Informatikern erfundenen App Shoutr klappt die drahtlose Datenübertragung einfach überall – theoretisch sogar auf dem Mond. Der Trick dahinter: Shoutr überträgt Bilder, Musik, Videos und Texte von einem Mobilgerät an ein anderes in der nahen Umgebung und kommt dabei ohne Clouds, ferne Server und fremde Internetdienste aus.
Und so agiert Shoutr: Befinden sich beispielsweise zwei Smartphones nahe beieinander, wird mittels WLAN-Technologie eine direkte Verbindung zwischen den Geräten aufgebaut – und wie auf Zuruf wandern die Daten von einem Gerät zum anderen. Eine WPA2-Verschlüsselung garantiert die Sicherheit der übertragenen Daten. So wird es noch leichter, alles mit jedem überall zu teilen. Auch im All. Die drei Erfinder Sebastian Winkler, Christian Beier und Benjamin Werner stellen ihre App auf der CeBIT vor und haben dafür den CeBIT Innovation Award 2014 erhalten.
Roboter zum Selberbauen
Ebenfalls mit dem CeBIT Innovation Award 2014 ausgezeichnet wurde ein Leckerbissen für Selbstmach-Fans: Mit dem innovativen Baukastensystem Kinematics lassen sich Roboter beliebiger Form einfach selbst zusammenbasteln. Ob Ameise, Bagger oder Mini-Roboter – der Konstruktions-Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Der Clou: Einige Steine im Kasten bewegen sich ganz von selbst und lassen so Tiere, Maschinen und Fantasie-Gebilde durch den Raum krabbeln, fahren, rennen.
Das Prinzip erinnert an Legosteine: Der Baukasten besteht aus aktiven und passiven Steinen – bunte Würfel, Quader, Zylinder und Dreiecksprismen. Aus diesen unterschiedlichen Modulen können Kinder und jugendliche Nachwuchs-Konstrukteure bewegungsfähige und interaktive Modelle bauen. Das einfache Steckverbindungsprinzip ermöglicht einen Daten- und Stromfluss zwischen allen Modulen. Den Grundbaukasten hat das Team um Kinematics-Erfinder und Diplom-Designer Leonhard Oschütz als Prototyp realisiert. Es sollen Erweiterungskästen folgen, die kompliziertere Konstruktionen ermöglichen, beispielsweise eine Mini-Solaranlage.
Keine Chance für Audio- Plagiate
Großraumbüro in einer Redaktion. Die Journalisten bekommen kurz vor Redaktionsschluss brisantes Audiomaterial in die Hand. Entscheidende Frage: Sind die Aufnahmen authentisch? Eine andere Situation: Der Polizei liegen mehrere Handymitschnitte vor, die den Hauptverdächtigen schwer belasten. Auch hier brauchen die Beamten eine schnelle erste Einschätzung: Sind die Aufnahmen echt oder manipuliert?
Hier setzt ein von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT entwickeltes System an. Es identifiziert Manipulationen an Tondateien mit Hilfe mehrerer Techniken. „Bearbeitungsschritte wie Schnitte, En- oder Dekodierung hinterlassen Spuren in den Audiodateien. Diese lassen sich an einer veränderten elektrischen Netzspannung, dem Wechsel des eingesetzten Mikrofons oder über den inversen Decoder aufspüren“, erklärt Patrick Aichroth vom IDMT.
Sein Kollege Christian Dittmar hat ein ähnliches System für Musik-Plagiate entwickelt. Die von ihm entwickelte Software spürt gleiche Melodien und Samples – komplette Bestandteile eines Songs – in wenigen Sekunden auf. Mathematische Algorithmen ermitteln dafür das Tonspektrum von Kopie und Original und vergleichen es miteinander. Damit erkennt der „PlagiarismAnalyzer“ Musikplagiate automatisch und löscht geklaute Liedbausteine heraus: „Bei besonders dreisten Tondieben bleibt im Extremfall bis auf die letzte Tonspur nichts mehr vom Musikstück übrig“, erklärt Dittmar.
Redaktion scinexx
Stand: 07.03.2014