Einem Relikt des Ries-Einschlags begegnet man heute fast überall im Nördlinger Ries – der Suevit. Dieses nach dem lateinischen Wort für Schwaben – suevia – benannte Gestein entstand wenige Minuten nach dem Einschlag: Die Glutwolke aus verdampften Gestein kühlte sich ab und fiel als Regen aus erstarrten Schmelztröpfchen auf das Kratergebiet zurück.
Die anfangs noch heiße Masse lagerte sich als bis zu 300 Meter dicke Schicht im Kraterbecken und seiner Umgebung ab. Heute prägt dieses Suevit-Gestein das gesamte Riesgebiet. Typisch dafür sind durch Hochdruck umgeformte Mineralien, Einschlüsse aus sogenanntem Impaktglas – und sogar winzige Diamanten können enthalten sein. Sie sind aber viel zu klein, um aus dem Suevit herausgelöst oder verarbeitet zu werden.
Vom Impaktzeugen zum Baumaterial
Die Römer und später auch die mittelalterlichen Baumeister nutzten Suevit als Baumaterial, viele historische Gebäude in Nördlingen bestehen daher aus diesem Gestein. So ist beispielsweise die St. Georgskirche mit ihrem Turm „Daniel“ fast ganz aus Suevit gebaut, aber auch Teile des Rathauses, das Baldinger Tor sowie Teile der Stadtbefestigung bestehen aus diesem Gesteinsmaterial.
In der Umgebung Nördlingens wurde Suevit unter anderem auf der Harburg und an vielen Dorfkirchen verbaut. Selbst in München kann man heute Suevit aus dem Ries bewundern, beispielsweise am Deutschen Museum und am ehemaligen Königlich Bayerischen Verkehrsministerium.
Abgebaut wurde der Suevit unter anderem im Steinbruch Altenbürg direkt südlich von Nördlingen. Er ist frei zugänglich, daher kann man hier Reste des „Schwabensteins“ quasi an Ort und Stelle besichtigen. Besonders gut zu sehen ist der Suevit im Steinbruch Aumühle in der Nähe des Ortes Oettingen – einem der 100 schönsten Geotope Bayerns. Hier, knapp außerhalb des Kraterrands, liegt eine dicke, hellgraue Suevitschicht direkt über einer Schicht aus bunten Auswurfstrümmern – und präsentiert damit zwei prägende Gesteinsformen des Ries auf einen Blick.
Nadja Podbregar
Stand: 31.03.2017