Das Wattenmeer gehört noch immer zu den wenigen, fast vollkommen unberührten Naturlandschaften in Europa. Von Den Helder in den Niederlanden bis hoch ins dänische Esbjerg reicht dieses weltweit größte zusammenhängende Wattengebiet, in dem man bei Ebbe zweimal am Tag über den Meeresboden laufen kann, ohne nass zu werden.
Doch nicht nur Stress geplagte Urlauber tummeln sich hier auf der Suche nach Ruhe und Erholung, auch für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ist das Wattenmeer zu einem der letzten Rückzugsgebiete geworden.
Heuler, Seegras, Miesmuschel, Austernfischer oder Seesterne kennt wohl jeder, aber was ist ein Knutt? Wer hinterlässt die kringeligen Sandhäufchen auf dem Wattboden? Und welcher Fisch verbringt Ebbeperioden in nur wenigen Zentimeter tiefen Pfützen?
Dass auf einem Quadratmeter Wattboden mehr Organismen leben, als auf derselben Fläche im tropischen Regenwald ist umso erstaunlicher, da die Fauna und Flora hier mit den widrigsten Bedingungen zu kämpfen hat. Der ständige Wechsel zwischen Überflutung und Trockenheit, die zermürbende Kraft der Wellen und vor allem das Überangebot an Salz machen vielen Tieren und Pflanzen das Leben schwer. Erst durch ganz spezielle Anpassungen im Laufe der Evolution ist es ihnen gelungen, dieses Refugium dauerhaft für sich zu erobern.