Mindestens vier Millionen Menschen leben in Deutschland mit der Diagnose Depression. Dass die Betroffenen mehr als ein bisschen traurig sind, hat die breite Öffentlichkeit wohl spätestens seit dem Suizid des Fußballtorwarts Robert Enke erkannt. Das komplexe Leiden gilt inzwischen als ernstzunehmende Volkskrankheit – und stellt Mediziner seit jeher vor Herausforderungen.
Depressive Erkrankungen plagen die Menschen schon seit Langem. Bereits die alten Griechen kannten „die Melancholie“ – und auch prominente Patienten wie der Maler Vincent van Gogh oder die Schriftstellerin Virginia Woolf belegen, dass Depressionen kein neues Phänomen sind.
Doch obwohl die Krankheit Mediziner seit Jahrhunderten beschäftigt, haben sie sie bis heute nicht vollständig verstanden. Die Depressionsforschung gleiche der Erkundung eines „riesigen, rätselhaften Geschöpfes“, soll der amerikanische Psychiater Charles Nemeroff einmal gesagt haben. Dieses werde von Vertretern verschiedener Disziplinen mit verbundenen Augen betastet – in der Hoffnung, aus den Schlussfolgerungen eines Tages ein sinnvolles Ganzes zu entwerfen.
Tatsächlich stoßen Forscher immer wieder auf neue mögliche Ursachen und Risikofaktoren der psychischen Störung. Das öffnet auch den Weg für neue Behandlungsmöglichkeiten. Depressionen können heute in den meisten Fällen erfolgreich therapiert werden – selbst für scheinbar unheilbar Kranke gibt es inzwischen vielversprechende Ansätze.