Psychologie

Die Gedanken der Anderen

Der Zuschreibung von Wahrnehmungen und Gedanken auf der Spur

Ich und das Andere © SXC

In der Regel sind wir Menschen uns sicher, dass wir selbst es sind, der da wahrnimmt, denkt, fühlt oder handelt. Wir können zwischen „Ich“ und der Perpektives eines Anderen unterscheiden. Doch dies ist keineswegs zwangsläufig so. Kleine Kinder müssen diese Fähigkeit erst allmählich entwickeln. Und auch einige Krankheiten stören sie. Aber warum und wie?

Mühelos können wir unsere eigenen Gedanken von den Gedanken anderer Personen unterscheiden. Sich in andere Menschen hineinzuversetzen ist eine grundlegende Voraussetzung für soziale Interaktionen. Erst wenn ein Kind die Fähigkeit der Zuschreibung von Gedanken erlernt hat, beginnt es, sich selbst und die anderen Menschen als komplexe Personen zu begreifen. Wenn diese Entwicklung ausbleibt, kann das dramatische Folgen haben.

Können wir überhaupt sinnvoll bezweifeln, dass alle Gedanken, die ich gerade denke, tatsächlich als mir zugehörig, als in mir vorkommend eingeordnet werden? Es mag überraschen: Die Antwort lautet ja. Zwar bin ich mir in der Regel sicher, dass ich selbst es bin, der da wahrnimmt, denkt, fühlt oder handelt. Doch dies ist keineswegs zwangsläufig so. Es gibt mentale Erkrankungen, die ein Erfassen der Gedanken anderer unmöglich machen, wie beim Autismus, oder zu einer zunehmenden Entgrenzung zwischen eigenen Gedanken und denen anderer führen wie bei der Schizophrenie.

Sich seine Gedanken, Vorstellungen, Gefühle oder sogar Handlungen als die eigenen bewusst zu machen, muss als eine besondere mentale Leistung verstanden werden. Die Fähigkeit, eigene Gedanken korrekt zuzuschreiben: „Ich denke, dass ich verliebt bin“, wird auch „Theory-of-Mind“-Fähigkeit genannt. Sie ist für unser Selbstverständnis sowie für das Verständnis anderer Personen zentral.

Wie sich diese Fähigkeit aber entwickelt und welche dramatischen Auswirkungen es hat, wenn diese Entwicklung ausbleibt oder die Fähigkeit verloren geht, das haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum untersucht.

Inhalt:

  1. Der Ball in der Schachtel
    Wie testet man die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen?
  2. Blick ins Ich-bewusste Gehirn
    Welche Zentren sind aktiv?
  3. Schritt für Schritt zum Ich
    Die Phasen der Ich-Entwicklung
  4. Mein Arm gehört mir nicht
    Wie geht unser Ich-Bild mit Störungen der Körpererfahrung um?
  5. Intelligenz, Schizophrenie und Autismus
    Wie mentale Störungen unseren Ich- und Fremdbegriff verändern

RUBIN / Albert Newen, Leon de Bruin
Stand: 29.04.2011

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

Inhalt des Dossiers

Die Gedanken der Anderen
Der Zuschreibung von Wahrnehmungen und Gedanken auf der Spur

Der Ball in der Schachtel
Wie testet man die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen?

Blick ins Ich-bewusste Gehirn
Welche Zentren sind aktiv?

Schritt für Schritt zum Ich
Die Phasen der Ich-Entwicklung

Mein Arm gehört mir nicht
Wie geht unser Ich-Bild mit Störungen der Körpererfahrung um?

Intelligenz, Schizophrenie und Autismus
Wie mentale Störungen unseren Ich- und Fremdbegriff verändern

News zum Thema

Mandelkern bestimmt unsere Wohlfühldistanz
Gehirnbereich erzeugt negative Gefühle beim „Zu-Nahe-Kommen“ anderer Menschen

Wie das Gehirn auf Gesichter reagiert
Forscher untersuchen Einfluss des Bindungsstils

Wie Mäuse kontaktscheu werden
Neues Mausmodell für die Autismusforschung entwickelt

„Quantensprung“ bei Vierjährigen
Wie das Denken die Zuordnung von Eigenschaften steuert

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema