Bremsen Computerspiele, Internetsurfen oder Chatten den Lernerfolg bei Schulkindern? Blockieren sie die wichtigen Eingangskanäle? Oder können digitale Medien vielleicht sogar die Motivation und das Gedächtnis der Schüler stärken? Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben sich mit diesen Fragen und den dahinter stehenden Mechanismen des Lernens beschäftigt.
Schülerinnen und Schüler sind heute weniger aufmerksam und lernfähig als noch vor Jahren, sagen manche Pädagogen. Das sei ja auch kein Wunder, bei den vielen Ablenkungen: Computerspiele, Internetsurfen oder Chatten stehen hoch im Kurs und machen der Schule Konkurrenz. Aber stimmt das auch? Nach dem Ergebnis einer aktuellen Studie der Bochumer Forscher lautet die Antwort: Nein. Denn ihrer Ansicht nach ist nicht die Methode, sondern die Motivation der Schlüssel für effektives Lernen: Ob bei aktiver Beteiligung am Schulunterricht oder passivem Lernen am Computer – die Neurowissenschaftler stellen unter beiden Lernbedingungen die gleiche positive Wirkung auf die Gedächtnisbildung fest.
Dieser Befund regt zu Überlegungen an, die digitalen Medien stärker in den Schulunterricht einzubeziehen; entsprechende didaktische Materialien zu entwickeln. In den meisten Schulen Deutschlands hat sich Projektarbeit mit Hilfe von digitalen Informationsquellen etabliert. Andere Länder sind bereits ein Stück weiter. Sie nutzen elektronische Schultafeln und statten ihre Schüler mit iPads aus. Die Devise lautet: „If you can’t beat them, join them“. Wie effektiv diese Strategien sind, sollen in den kommenden Jahren Langzeitstudien belegen.
Inhalt:
- Kontaktstellen als Schlüssel
Was unterscheidet das menschliche Gedächtnis von einem Computer? - Keine Festplatte
Das Gedächtnis als veränderliches System - Botenstoffe mischen beim Lernen mit
Die Rolle von Noradrenalin und Dopamin bei der Gedächtnisbildung - Wie effektiv ist Lernen am Computer?
Ein Rattenversuch mit überraschendem Ergebnis - Lernen schafft geistige Reserven
Abwechslung und sozialer Kontakt können selbst Alzheimer hinauszögern
Denise Manahan-Vaughan / RUBIN -das Wissenschaftsmagazin der RUhr-Universität Bochum
Stand: 20.04.2012