Stroh, Holz oder Laub über Nacht in Kohle umzuwandeln, das erinnert zunächst an den Stein der Weisen, mit dem die Alchemisten des Mittelalters mindere Stoffe zu Gold machen wollten. Doch es funktioniert tatsächlich: Markus Antonietti, Direktor am Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich pflanzliche Biomasse ohne Umwege und komplizierte Zwischenschritte vollständig in Kohlenstoff und Wasser umarbeiten lässt.
Der Clou an dem neuen Verfahren: Sämtlicher Kohlenstoff, der in Pflanzenmaterial gebunden war, liegt danach in Form von feinsten Partikeln vor, als kleine, poröse Braunkohle-Kügelchen: Sie können direkt oder (was noch effektiver wäre) in Brennstoffzellen verfeuert werden, aber auch zur Produktion von Benzin, Dieselöl oder anderen Chemikalien dienen.
Bestechend ist die Tatsache, dass diese Umwandlung ohne jeglichen Verlust an Kohlenstoff abläuft, das Verfahren demnach mit hundertprozentiger Kohlenstoff-Effizienz arbeitet. Und dazu kommt noch, dass der Karbonisierungsprozess exotherm funktioniert, also selbst noch Energie liefert. Er könnte damit allen anderen Methoden, aus Biomasse Energie zu ziehen, weit überlegen sein.
Das Verfahren – "hydrothermale Karbonisierung" genannt – könnte damit die Grundlage für eine nachhaltige und umweltneutrale Energiewirtschaft liefern.
Inhalt:
- Biomasse zu Kohle
Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen - Rezept aus der Natur
Inkohlungsprozess enträtselt - Gemeinsamkeit macht stark
Auf der Suche nach nachhaltiger Energieversorgung - Gären, Verbrennen, verkohlen
Die herkömmlichen Verfahren zur Gewinnung vpon Biodiesel - Kohlematsch in Wasser
Das Prinzip der hydrothermalen Karbonisierung - Das Prinzip und seine Anwendungen
Biomasse-Management mit der hydrothermalen Karbonisierung - 1.300 Liter Biodiesel pro Hektar
Zehnfache Ausbeute gegenüber herkömmlichen Methoden - Kohlendioxid: Bilanz negativ
Verkohlung als Chance für das Klima
MaxPlanckForschung 2/2006 / Brigitte Röthlein
Stand: 14.07.2006