Woher weiss eine Pflanze, wann der Zeitpunkt für die Knospung, den Blattabwurf oder die Samenkeimung gekommen ist? Wie kommt es, dass der Spross immer nach oben und die Wurzel nach unten wächst? Hinter diesen, für uns gewohnten Tatsachen, steckt ein ausgeklügeltes System von regulatorischen Mechanismen.
Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf verschiedener Funktionen innerhalb der Pflanze ist eine Gruppe organischer Verbindungen, die Phytohormone. Sie regulieren das Wachstum und steuern im engen wechselseitigen Zusammenspiel Stoffwechsel und Entwicklung der höheren Pflanzen. Dabei können sie die jeweiligen Prozesse auslösen, hemmen oder fördern.
Beim Stichwort Hormone denkt jeder sofort an die mysteriösen Stoffe, die manch arge Gefühlswirren in uns hervorrufen. Als Beispiele kennen wir die Geschlechtshormone, Androgen und Östrogen, oder die Schilddrüsenhormone.
Umso erstaunlicher ist es, dass auch Pflanzen ihren eigenen Hormonhaushalt haben. In Analogie zu den menschlichen Hormonen sind auch die Phytohormone winzige Moleküle, die in geringen Mengen große Reaktionen auslösen. Zwar werden sie bei Pflanzen nicht in speziellen Drüsen produziert, oft müssen sie aber von ihrem Entstehungsort erst zu dem Ort, an dem sie gebraucht werden, transportiert werden. Ihre Ausbreitung im Gewebe erfolgt entweder von Zelle zu Zelle, wie beim Auxin, über die Leitbahnen, wie bei den Cytokininen oder über den Gasraum zwischen den Zellen, wie beim Ethylen…
Inhalt:
- Kleine Moleküle – große Wirkung
Auf die Mischung kommt es an - Auxine
Ein Bonus für die Landwirtschaft - Gibberelline
Unentbehrlich für Keimung und Wachstum - Cytokinine
Aus Eins macht zwei - Abscisinsäure
Rettung bei Wasserstress - Ethylen
Ein Gas bringt Früchte zum Reifen - Jasmonate
Wirkungsvolle Feindabwehr - Brassinosteroide
In kleinen Mengen unverzichtbar - Florigen
Das Phantom unter den Pflanzenhormonen
Petra Jöstingmeyer
Stand: 24.03.2005