Natur besiegt Kultur, bewahrt sie aber auch: Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 bereitete dem Leben in der römischen Kleinstadt Pompeji ein jähes Ende. Gleichzeitig konservierte er die antike Stadt und die Überreste ihrer Bewohner auf einzigartige Weise. Wie eine „Zeitkapsel“ gibt Pompeji dadurch Einblicke in das Leben vor fast 2.000 Jahren. Doch das antike Erbe ist bedroht – von seiner eigenen Berühmtheit.
Prächtige Villen samt farbiger Fresken und Mosaike, Alltagsobjekte, scheinbar wie eben aus der Hand gelegt und sogar Graffiti an den Wänden: Pompeji und sein kleinerer Nachbarort Herculaneum haben das Leben ihrer Bewohner in vielen Details konserviert. Geschützt von meterdicken Aschenschichten überdauerten die antiken Relikte fast zwei Jahrtausende. Nirgendwo sonst bekommen Besucher einen so tiefen Einblick in den Alltag zu römischer Zeit. Die Emotionalität Pompejis generiert sich vor allem aus den individuellen Schicksalen, die dort erfahrbar werden, und aus der spürbaren Gewissheit, dass das eigene Leben jederzeit plötzlich vorbei sein kann.
Diese Faszination ist Nutzen und Übel zugleich: Sie hat Pompeji zu einem der wichtigsten Befunde altertumswissenschaftlicher Forschung und zu einem der größten archäologischen Touristenmagnete gemacht. Dadurch ist heute nicht mehr der Vulkan die größte Gefahr für Pompeji, es sind die Auswüchse menschlicher Kultur. Denn mehr als drei Millionen Besucher jährlich, die über antike Bürgersteige wandern, Fresken berühren und Müll hinterlassen, sind ein konservatorischer Super-GAU. Einmal freigelegt, sind archäologische Funde, die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende unter Erde oder Asche begraben und damit geschützt waren, konstant gefährdet.
Autorin: Polly Lohmann, Universität Heidelberg/ Ruperto Carola
Inhalt:
- Zeitkapsel antiken Lebens
Wie Pompeji unterging - Von hier kommen die "Graffiti"
Kritzeleien geben Einblick in antiken Alltag - Verwirrspiel ums Datum
Wann ereignete sich die Katastrophe? - Störungen schon vor dem Ausbruch
Stätten mit wechselhafter Geschichte - Gefährdet bis heute
Pompeji droht an seiner Berühmtheit zugrunde zu gehen