Für den Mars Exploration Rover Opportunity war es der Sol 484. Für die Erdbewohner der 5. Juni 2005. Und auf beiden Planeten war das Datum fast so etwas wie ein Feiertag: Der kleine Robot war wieder frei.
Seit dem 26. April hatte er in einem Sandhaufen festgesteckt, den die Projektwissenschaftler Purgatory Dune getauft hatten, was übersetzt etwa so viel heißt wie »Düne des Fegefeuers«. Der Hügel sah genauso aus, wie all die Dutzenden Sandverwehungen zuvor, die der kybernetische Marsforscher ohne das geringste Problem überrollt hatte. In diesem einen jedoch war er stecken geblieben, denn er war von seltsamer Beschaffenheit. Obenauf eine Kruste wie auf einer Crème Brûlée, darunter weicher Staub, fein wie Babypuder.
Opportunity wollte an diesem 26. April eigentlich gut vorankommen auf der Reise zum Erebus-Krater. Gut vorankommen, das bedeutete für Opportunity, mehr als 200 Meter am Tag zurückzulegen. Solche Distanzen fährt der Rover »blind«, das heißt, er selbst erkennt die Hindernisse, nicht die Controller auf der Erde. Die bekommen erst am Tag nach der Fahrt die Resultate übermittelt.
Auf seinem Weg zu diesem dritten Einschlagkrater, den er in der Gegend erforschen sollte, durchfuhr der Rover eine Region, der die Wissenschaftler die Bezeichnung »geätztes Terrain« gegeben haben. Eine Region, in der sich blanker Fels und sanfte, 30 bis 50 Zentimeter hohe Sandhügel abwechseln.
Opportunity war schon über viele dieser kleinen Dünen geklettert; alle waren sie harmlos gewesen, und es gab kein Programm in seinem Betriebssystem, das ihn ausgerechnet vor Purgatory hätte warnen können. Und so fuhr er hinein und hinauf. Doch mittendrin brach die Kruste plötzlich ein, und alle sechs Räder steckten zu drei Vierteln, also bis weit über die Naben, im Feinstaub. Bei einem Reifendurchmesser von 25 Zentimetern ragten nur noch die oberen Radkuppen heraus.
Inhalt:
- Opportunity sitzt fest
Bodenteam leistet Hilfe per Ferndiagnose - Mühsal und Geduld zahlen sich aus
Opportunity kommt frei - Jubiläum auf dem Roten Planeten
Rover feiern Tausend-Tage- Meilenstein - Spirit und die Staubteufel
Rover filmt marsianische Mini-Tornados - Die Erkundung geht weiter
Neues Ziel: Columbia Hills
Eugen Reichl/ Starobserver
Stand: 26.08.2005