Als im Sommer 1997 am Südufer des Baikalsees 150 tote Tiere angeschwemmt wurden, befürchtete man ein neues Robbensterben. Bereits zehn Jahre zuvor waren etwa 10.000 Robben dem Mobili-Virus zum Opfer gefallen. Bei einer Gesamtpopulation etwa 60.0000 Tieren bedeutete dies einen herben Verlust.
Vermutet wurde, dass das Virus nur aufgrund der Umweltverschmutzung in der Lage war, die Tiere zu töten. Die Robben stehen am Ende der Nahrungskette und nehmen daher besonders viele Umweltgifte auf. Chlororganische Verbindungen wie Dioxine und Furane, DDT und PCB werden in der Fettschicht der Tiere gespeichert und schwächen das Immunsystem, sodass eigentlich harmlose Infektionen zum Tode führen. 1996 wies das Chemische Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften Dioxinmengen von 175 Pikogramm pro Kilogramm Körpergewicht nach.
Auch beim erneuten Robbensterben vermutete man wieder, dass die toxinbelasteten Abwässer der am See angrenzenden Industrie die Ursache waren. Eigentlich hat Baikalsee schon seit 1996 den Status des Weltnaturerbes und sollte von daher entsprechend geschützt werden, trotzdem werden Industrieabwässer noch ungeklärt eingeleitet. Die Abgase der in China liegenden DDT-Fabriken verpesten noch am Baikalsee die Luft.
Mit der Industrialisierung der Gegend rund um den Baikalsee wird den Tieren zudem der natürliche Ruheraum genommen, den sie vor allem im Frühjahr zur Aufzucht ihrer Jungen in Schnee- und Eishöhlen am Ufer benötigen. Die Menschen befischen den See immer stärker und machen den Robben so ihre Beutetiere – wie beispielsweise den Ölfisch – streitig.
Aber auch die Robben selbst werden immer stärker gejagt. 5.000 – 6.000 Robben, das entspricht einer Rate von fast 10 Prozent des Gesamtbestandes der Tiere, werden pro Jahr offiziell erlegt. Die Zahl der gejagten, aber nicht direkt getöten Tiere, liegt entsprechend höher. Das Wildern von Robben hat mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage außerdem zugenommen. Mit der Klimaerwärmung – die südliche Hälfte des Sees friert später und schmilzt eher als früher – hat sich außerdem die Fortpflanzungszeit für die Robben stark verkürzt.
Stand: 07.12.1999