Den ersten Zug in diesem Schachspiel machte das Weiße Haus. Präsident Bush schloss sich der Meinung von Sean O’Keefe an und forderte die Nasa auf, alle Pläne für eine weitere Service-Mission einzustellen. Zusätzlich bewilligte er Mittel für eine simple „De-Orbit-Mission“, bei der ein einfaches Modul entwickelt wird, mit dem das Teleskop kontrolliert über dem Südpazifik zum Absturz gebracht werden soll.
Auch dieser, verglichen mit der robotischen Wartungsmission, relativ einfache Einsatz müsste in den nächsten zwei bis drei Jahren durchgeführt werden, denn danach wird Hubble nicht mehr steuerbar sein. Aber Tausende von Protestbriefen machten den Politikern klar, dass das so einfach nicht geht. Hubble aufzugeben, würde bedeuten, an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Jetzt weiß keiner so recht, was getan werden muss. Oder vielmehr: Alle wissen es, aber alle wissen etwas anderes. Der Kongressabgeordnete Steny Hoyer aus Maryland forderte kürzlich die Nasa auf, mit den Plänen für eine robotische Service-Mission weiterzumachen. Die Offiziellen der Nasa wiederum meinten, das sei nicht möglich, selbst wenn sie wollten, denn, leider, leider, Präsident Bush habe nun mal alle Mittel für einen solchen Einsatz gestrichen.
Hoyer, in dessen District sich – rein zufällig – das Goddard Space Flight Center befindet, in dem mehr als 700 Nasa-Angestellte und eine Reihe von Privatunternehmen für Hubble arbeiten, sagte bei einer Besichtungstour dieses Nasa-Centers, dass der Präsident wohl übersehen habe, welch immense Beiträge das Teleskop für die Astronomie geliefert habe. Und forderte flugs, dass umgehend die Finanzierung für eine Wartungsmission wieder in das Nasa-Budget aufgenommen werden müsse.
Al Diaz allerdings, der Associate Administrator für Wissenschaftsangelegenheiten der Nasa, der bei genau derselben Besichtigungstour dabei war, erklärte, dass die Agentur keine Absichten habe, eine Wartungsmission, sei sie robotisch oder bemannt, zum Weltraumteleskop durchzuführen.
Die Chancen, dass es eine weitere Mission geben wird, gleich welcher Art, schwinden momentan tatsächlich mehr und mehr. Aber Hubble war schon oft »in trouble«, und nicht nur Politiker, sondern auch Unterstützer von der wissenschaftlichen Seite nehmen Aufstellung für den Gegenschlag. So forderte kürzlich auch ein Ausschuss der National Academy of Sciences eine weitere Hubble-Wartungsmission.
Und dann nimmt ja auch die Bahnhöhe ständig ab. Preston Burch, der Hubble-Programm-Manager, ist der Meinung, dass ein unkontrollierter Rücksturz zur Erde etwa um das Jahr 2013 erfolgen wird. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn Hubble wiegt über zwölf Tonnen. Also sollte eigentlich auch aus diesem Grund etwas gemacht werden.
Stand: 03.05.2005