Allein 50 der 57 Kilometer des Gotthard-Basistunnels sollen sechs riesige Tunnelbohrmaschinen der Firma Herrenknecht in den Fels des Gotthards fräsen. Die so genannten Gripper-Tunnelbohrmaschinen mit einem Bohrkopfdurchmesser von der eineinhalbfachen Breite eines Fußballtores haben eine Leistung von bis zu 40 Metern pro Tag. Bei einer Länge von 410 Metern kommen sie auf stolze 2.500 Tonnen Gewicht.
Zwei von ihnen wurden bereits in diesem Jahr aus rund 90.000 Einzelteilen unter Tage zusammengebaut und sind jetzt in der Warmlaufphase. Ende des Jahres beziehungsweise Anfang 2004 sollen sie mit dem eigentlichen Vortrieb der Ost- und der Weströhre von Amsteg aus nach Sedrun beginnen. Der offizielle Terminplan der AlpTransit Gotthard AG sieht vor, dass bis 2011 der Rohbau des Tunnels fertig ist. Pararallel dazu soll bereits ab 2006 mit dem Einbau der Bahntechnik begonnen werden, für den insgesamt rund acht Jahre vorgesehen sind.
Größtenteils unter Dach und Fach ist bereits heute das Südportal in Bodio. Auch in den Abschnitten Faido und Sedrun wird bereits emsig gearbeitet. Der Bau des Nordportals und des ersten Teilabschnitts von Erstfeld aus sind dagegen erst für Oktober 2004 vorgesehen.
Bevor der Gotthard-Basistunnel jedoch 2014 „in Betrieb gesetzt werden kann“, wie es im Eisenbahner-Jargon heißt, sind jedoch noch viele Hindernisse und Gefahren zu überwinden. So sollen beispielsweise die Temperaturen von 45°C, die bei Felsüberlagerungen von mehr als 2.000 Metern wie am Sankt Gotthard auftreten können, durch eine Baukühlung und -lüftung auf eine Umgebungstemperatur von 28°C heruntergeregelt werden.
Die Methangasvorkommen im Berg, die bei entsprechender Konzentration und anschließender Mischung mit Sauerstoff zu explosionsartigen Reaktionen, so genannten Schlagwettern, führen, wollen die Tunnelbauer ebenfalls durch ausreichende Frischluftzufuhr eliminieren.
Am meisten zu schaffen machen den Planern und Ingenieuren jedoch die vielen kleinen und großen geologischen Störungen und Schwachstellen im Gestein, die entlang der geplanten Route entdeckt worden sind. Schon im Vorfeld des eigentlichen Tunnelbaus ist es deshalb zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen gekommen.
Für Sorgenfalten bei den Tunnelbauern sorgt aber auch die Tatsache, dass die Alpen nach wie vor wachsen. Um einen Millimeter reckt sich das Gebirge jährlich weiter in die Höhe. Mithilfe von Kontrollmessungen, deren Ergebnisse beständig in die Planung der Trasse einfließen, versuchen sie die Sicherheit des Megaprojekts heute und in den nächsten 100 Jahren zu gewährleisten.
Ob und wie präzise der Zeitplan beim Projekt Gotthard-Basistunnel eingehalten werden kann, hängt nicht zuletzt davon ab, wie man diese geologischen Defekte und Besonderheiten des Gebirgsmassivs in den Griff bekommt…
Stand: 20.10.2003