Wo einst der tertiäre Stöffeler See lag, donnern heute riesige Muldenkipper und Bagger umher und alle Wochen erschüttern heftige Explosionen die Gegend. Denn der Tholeitbasalt, der im Oberoligozän (Tertiär) den friedlichen Stöffeler See zuschüttete, ist seit gut einhundert Jahren begehrtes Baumaterial. Durch seine Widerstandsfähigkeit eignet er sich gut als Schotter. Drei Firmen bauen das harte Gestein auf einer Fläche von gut eineinhalb Quadratkilometer ab und heben den See quasi wieder aus. Sehr zum Vorteil der Paläontologen, denn würde der Basalt nicht abgetragen, so gelängen sie nicht an den fossilienhaltigen Ölschiefer.
Man entdeckte den Tonstein bereits im vergangenen Jahrhundert auf der Suche nach Braunkohle, aber weil uninteressant für die Industrie, geriet er wieder in Vergessenheit. Doch das Glück war der Wissenschaft hold: Beim Spielen fanden zwei Jungs aus einem Nachbardorf vor 15 Jahren in einem Pumpensumpf die Überreste von Fischen, Kaulquappen und Pflanzen.
Diese Nachricht fand seinen Weg bald zu Michael Wuttke, dem heutigen Referatsleiter der Erdgeschichtlichen Denkmalpflege Rheinland Pfalz in Mainz und so suchen seit 1990 Grabungsmannschaften Sommer für Sommer in dem Ölschiefer, oder bituminösen Tonstein, wie Geologen ihn richtig nennen, nach Fossilien.
Mit den bisherigen Funden sei er sehr zufrieden, sagt Michael Wuttke. Die Funde von Nagern, Krötenfröschen, Krokodilen, Fischen, Kaulquappen, Salamandern, Spinnen, Käfern, Ahorn- und Weidenresten und anderen Pflanzen hätten Licht in die vergangene Zeit gebracht. So hätten er und andere Wissenschaftler das Klima sowie einen Teil der Flora und Fauna rekonstruieren können.
Und schließlich sei der Steinbruch Stöffel auch deshalb von Bedeutung, da er die einzige Fundstelle in Deutschland ist, in der eine tertiäre Seelandschaft untersucht wird.
Stand: 14.10.2005