Regionen

8.000 Jahre Sumpf – ein Meter Kohle

Das "schwarze Gold" des Ruhrgebiets

Dass es im Ruhrgebiet reichlich Steinkohle gibt, verdankt die Region den geologischen und klimatischen Ereignissen in der Karbonzeit, vor rund 300 Millionen Jahren. Damals lag Deutschland noch am Äquator, das Ruhrgebiet war ein von Sümpfen, Sandbänken und Wasserläufen durchsetztes Schwemmland unweit der Meeresküste.

An einigen Gesteinsabbrüchen im Ruhrgebiet sind bis heute dünne Kohleschichten zu erkennen. © Geopark Ruhrgebiet

Vom Baum zur Kohle

In diesen Sumpfgebieten entwickelte sich eine üppige Vegetation, darunter Farne, Schachtelhalme und die sich erst an ihrem Wipfel verzweigenden Cordaiten – Verwandte unserer heutigen Nadenbäume. Weil sich die Flussläufe immer wieder verlagerten, aber auch der Meeresspiegel wiederholt anstieg und wieder absank, wurden diese Sümpfe periodisch überflutet und mit Sand oder Ton überdeckt.

Im Laufe der folgenden Jahrmillionen wurden diese vergrabenen Schichten immer größerem Druck und Wärme ausgesetzt. Dadurch wandelten sich die abgestorbenen Pflanzenreste und der Humus zuerst zu Braunkohle, dann zu Steinkohle. Eine ursprünglich acht Meter dicke Torfschicht, die sich in rund 8.000 Jahre des Pflanzenwachstums angesammelte hatte, verdichtete sich dabei zu einer nur noch einen Meter mächtigen Kohlenschicht.

Durch die Wechselwirkung von Tektonik und Erosion wurden die Kohleschichten unter dem Ruhrgebiet im Laufe der Zeit gekippt und angehoben. Sie bilden eine gewaltige schiefe Ebene, die von Süden nach Norden hin abfällt.

Diese unscheinbare Senke ist eine Pinge - eine alte Kohle-Abbaugrube © Rainer Knäpper/ Lizenz Freie Kunst

Erst im Süden, dann im Norden

Im Ruhrtal und im Süden des Ruhrgebiets gelangten diese kohlenführenden Schichten sogar bis an die Oberfläche. Das „schwarze Gold“ war in der Gegend um Sprockhövel und Wetter besonders leicht zugänglich. Deshalb liegen die Anfänge des Ruhrkohle-Abbaus in diesem Gebiet – schon im Mittelalter wurde hier das schwarze Gold abgebaut. Erst erfolgte dies ein einfachen Gruben, den sogenannte Pingen, später grub man rechteckige Schächte und sogar schon erste Stollen.

Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die Kohleförderung auch in Gebiete nördlich der Ruhr – nahe Essen, Bochum und Dortmund. Weil dort die Flöze unter bis zu 300 Meter dickem Deckgestein liegen, erfordert der Abbau einen größeren technischen Aufwand. In den Tiefbauzechen musste nicht nur die nötige Tiefe erreicht werden, man musste auch das in den tiefen Stollen ständig nachströmende Grundwasser abpumpen.

Dampfbetriebene Fördermaschine im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall - erst mit solchen motorisierten Hilfsmitteln wurde der Tiefbergbau möglich. © Stahlkocher/ CC-by-sa 3.0

Einen lebendigen Einblick in die Geschichte des Steinkohlen-Bergbaus bekommt man unter anderem im Muttental bei Witten. Auf einem Bergbaurundweg und im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall kann man Halden, Stollenmundlöcher, Rekonstruktionen historischer Schachtanlagen und einen alten Stollen besichtigen. In keinem anderen Areal im Ruhrgebiet liegen geologische Aufschlüsse und bergbauhistorische Relikte so eng beieinander wie an diesem Nationalen Geotop.

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Nadja Podbregar
Stand: 23.03.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ruhrgebiet - mehr als nur Kohle
Entdeckungen und Schätze abseits des "schwarzen Goldes"

Bunt statt grau
Die Vielfalt des Ruhrgebiets

8.000 Jahre Sumpf – ein Meter Kohle
Das "schwarze Gold" des Ruhrgebiets

Ein flüssiger Schatz
Im Reich der Solequellen

Das weiße Gold
Steinsalz vom Niederrhein

Besuch im unterirdischen Riff
Höhlen und Karstgebiete südlich des Ruhrgebiets

Saurierspuren und Fossilien
Die urzeitliche Lebenswelt des Ruhrgebiets

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