Sein ganzes Leben hat Robert Peary dem Ziel gewidmet, zum Nordpol zu kommen. Doch immer wieder – zuletzt 1906 von Cape Sheridan an der Nordküste von Ellesmere Island aus – ist er zum Teil kurz vor dem Ziel gescheitert. Immerhin 87.06° nördlicher Breite hat er dabei nach eigenen Angaben erreicht.
Gut vorbereitet Richtung Pol
Die neue, vielleicht letzte Mission zum Pol hat er 1908/09 von Cape Columbia auf Ellesmere Island aus wochenlang perfekt vorbereitet. Zahlreiche Versorgungslager, die entlang der vorgesehenen Route von seinen Helfern angelegt werden, sollen die Versorgung der Expeditionsteilnehmer sicher stellen und einen schnellen Marsch ermöglichen.
Am 1. März 1909 brechen Peary und Matthew Henson, der ihn auf allen seinen vorherigen Arktisexpeditionen und Polvorstößen unterstützt hat, in Begleitung einiger Inuit und seiner Hunde zu der mühevollen Tour auf. Trotz der Gefahren, die überall lauern, geht der Angriff auf den Pol relativ gut voran. Immer weiter stoßen die Männer nach Norden vor. Schließlich ist auch das letzte Vorratsdepot in etwa 260 Kilometer Entfernung vom Nordpol erreicht. Aber wird auch der letzte Ansturm gelingen?
Das Sternenbanner wird endlich aufgestellt
Peary und seine Gefährten setzen unbeirrt ihren Weg fort. Sie legen dabei ein enormes Marschtempo vor und am 6. April 1909 ist dann soweit: der amerikanische Marineoffizier pflanzt das Sternenbanner der Vereinigten Staaten von Amerika in das ewige Eis der Arktis und beendet damit den Wettlauf zum Pol ein für alle Mal.
Viel Zeit den Triumph zu feiern bleibt nicht. Im Rekordtempo kehren die Männer zu ihrem Basislager in Cape Columbia zurück. Die letzten 1.000 Kilometer ihrer abenteuerlichen Reise haben sie nach eigenen Angaben in nur 16 Tagen zurückgelegt – eine fast unglaubliche Leistung.
Es gibt nicht nur Glückwünsche
Kein Wunder, dass sich fast überall auf der Welt nach dem ersten Jubel schon bald die ersten Kritiker zu Wort melden. Nicht nur die Marschleistung der Expedition wird angezweifelt, manche Peary-Gegner vermuten auch, dass seine Ortsbestimmungen vielleicht unpräzise gewesen sein könnten. Wie weit Peary letztlich wirklich nach Norden vorgedrungen ist und ob er tatsächlich den Nordpol erreicht hat, bleibt letztlich unklar.
Zudem meldet sich auch sein ehemaliger Weggefährte Frederick Cook zu Wort, mit dem Peary sich wegen der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen nach einer seiner vielen Grönlandexpeditionen zerstritten hat. Cook behauptet, er habe bereits etwa ein Jahr zuvor auf seiner Arktisreise am 21. April 1908 mit einigen Inuit auf dem Nordpol gestanden. Doch die Wissenschaftler weltweit schenken seinen angeblichen Beweisen keinen Glauben.
Peary dagegen wird in den nächsten Jahren überall, wo er auftaucht mit Ruhm und Ehre überschüttet. Und in fast allen Geschichtsbüchern der Arktisforschung wird der Amerikaner seitdem als der erste Mensch geführt, der seinen Fuss auf 90° nördliche Breite gesetzt und damit die vielleicht gefährlichste Region der Erde bezwungen hat…
Stand: 27.05.2002