Nach der Überwinterung brechen beide Teams im Frühjahr 1911 zu ihrem Wettlauf zum Pol auf, Amundsen am 19. Oktober 1911, Scott am 1. November.
Ein Kräftezerren
Amundsens Team legt die Strecke bis zum 85 Breitengrad in Windeseile zurück, die Männer auf Skiern und die Hunde vor die Vorratsschlitten gespannt. Schon am 16. November erreichen sie den Fuß der Bergkette, über die sie auf das 3000 Meter hohe Polarplateau vordringen müssen. Bis zum Pol sind es von hier aus noch rund 500 Kilometer. Aber dieser Abschnitt hat es in sich. Der Aufstieg über den steilen und zerklüfteten Axel-Heiberg-Gletscher kostet Menschen und Hunde enorme Kräfte. Am 20 November erreichen sie zwar das 3600 Meter hohe Plateau, müssen aber die 24 schwächsten ihrer 46 Hunde töten, und werden zudem von einem tagelang wütenden Schneesturm aufgehalten.
Zur gleichen Zeit ist Scott noch immer auf dem Weg zum Beardsmore-Gletscher, dem von ihm gewählten Zugang zum Polarplateau. Durch die einsinkenden Ponies gehandicapt und von Schneestürmen aufgehalten, erreichen er und seinen Begleiter am 9. Dezember den Fuß des gewaltigen Eistroms, der zu dieser Zeit der größte aller bekannten Gletscher der Antarktis ist. Obwohl die geschwächten Pferde geschlachtet werden müssen und die Huskies im Gegensatz zu Männern und Pferden die einzigen sind, die bisher kaum gelitten haben, entschließt sich Scott, die Hundegespanne zurückzuschicken. Damit besteht Scotts Team nur noch aus 12 Männern, die ihre Schlitten jeden Zentimeter des langen Wegs zum Pol selber ziehen müssen.
Unerhofftes Ziel
Während sich Scotts Gruppe noch mühsam den Weg den langen Gletscher hinauf bahnt, hat Amundsen bereits Shackletons „südlichsten Punkt“ von 1907 überschritten. Das Hundeschlittenteam kommt trotz Schneesturm gut voran und nähert sich unaufhaltsam seinem Ziel: 90 Grad Süd. Am 14.Dezember 1911 ist es soweit: Amundsen und seine vier Begleiter hissen die norwegische Flagge am Südpol. Ironie des Schicksals: Eigentlich hattte Amundsen immer nur zum Nordpol gewollt, er schreibt abends in sein Tagebuch: „ich kann nicht sagen, dass damit das Ziel meines Lebens erreicht war…Die Gegend um den Nordpol hat mich seit meiner Kindheit angezogen, und nun war ich hier am Südpol. Kann man sich etwas Verdrehteres vorstellen?“