Zwar ist ein gewisses Maß an Körperwärme lebensnotwendig für alle Organismen, wenn die Temperatur jedoch zu hoch steigt, drohen schwerwiegende „Aussetzer“ bei den Stoffwechselprozessen in den Zellen.
Den meisten Tieren sind hinsichtlich der Aufheizung ihrer Körper erstaunlich enge Grenzen gesetzt. Dies gilt besonders für die gleichwarmen Lebewesen, zu denen Vögel und Säugetiere gehören. Auch für die Erhöhung der Körpertemperatur gilt allerdings: Keine Regel ohne Ausnahme…
Wüstenschiffe mit „innerer Hitze“
38 Grad Celsius ist der Sollwert für die Körpertemperatur, bei Kamelen genauso wie bei allen anderen Säugetieren. Jeder weitere Anstieg wird normalerweise mit zum Teil energischen Maßnahmen beantwortet, um eine Überhitzung zu bekämpfen. Menschen beispielsweise beginnen in solchen Fällen heftig zu schwitzen.
Kamele, die auf den beinahe endlosen Karawanenwegen nicht nur der extremen Tageshitze ausgesetzt sind, sondern dabei auch noch schwere Lasten tragen müssen, nehmen es mit der Temperaturkonstanz dagegen nicht so genau. Sie zeigen eine erstaunliche Toleranz gegen die Aufheizung ihres Organismus.
Eine längerfristige Erhöhung der Körpertemperatur auf 41 Grad, so haben Forscher herausgefunden, können Kamele problemlos vertragen, ohne das beispielsweise lebenswichtige Eiweiße zerstört werden. Andere Tierarten wie Erdhörnchen halten sogar 41,5 Grad aus und Gazellen zeigen sich selbst bei Maximalwerten von 44 Grad weitgehend unbeeindruckt. Erst danach setzen die Schutzmaßnahmen gegen Überhitzung – erhöhte Transpiration an der Körperoberfläche oder eine gesteigerte Atmung – in vollem Umfang ein.
Abkühlung wird zur Unterkühlung
Wie jedoch werden diese Tiere die „innere Hitze“ wieder los? Auch darauf haben Wissenschaftler mittlerweile eine Antwort parat. Kamele geben die im Laufe des Tages aufgenommene überschüssige Wärme während der kalten Nächte, Gazellen in Ruhephasen und Erdhörnchen beim Aufsuchen der kühlen Erdbauten wieder an die Umgebung ab.
Diese Abkühlung kann sogar so weit gehen, dass eine deutliche Unterkühlung der Tiere messbar wird. So sinkt die Körpertemperatur des durstenden Kamels in der Nacht beispielsweise auf 34 Grad. Der Vorteil dieser Anpassung: Die Wüstenschiffe erreichen am nächsten Tag erst nach einiger Zeit wieder ihre Betriebstemperatur. Bis dann gefährliche Werte auftreten, kann das Kamel viel länger in der glühenden Umgebung bleiben als ohne diese radikale Senkung der Körpertemperatur.
50° C sind das Limit
Wechselwarme Tiere – Amphibien, Reptilien, aber auch Insekten und andere einfache Organismen -, gehen mit der Erhöhung der „Fieberkurve“ in ihrem Körper oft gelassener um. Aber auch sie vertragen steigende Temperaturen nur bis zu einem gewissen Grad.
So fühlt sich die Sandboa bei immerhin 40,2 Grad Celsius noch ausgesprochen wohl und der als besonders wärmeliebende Wüstenleguan Diplosaurus dorsalis toleriert eine Erwärmung auf mehr als 47 Grad ohne größere Einschränkungen seiner Lebensprozesse.
Die maximale Temperatur, die von den meisten Organismen über einen längeren Zeitraum toleriert wird, liegt zwischen 40° und 50° Celsius. Steigen die Körpertemperaturen darüberhinaus weiter an, kommt es irgendwann zum Hitzetod. Schuld an diesem „worst case“-Szenario ist unter anderem eine Zerstörung der Eiweiße, die je nach Tierart irgendwo in diesem Temperaturbereich einsetzt.
Einige Protozoen allerdings haben sich zu regelrechten Hitzekünstlern entwickelt und können auch über längere Zeit Werte von mehr als 50 Grad ertragen.
Stand: 24.02.2005